Die flachen, sandigen Gold­strände von Grado und Lignano sind zu Recht be­liebte Urlaubsziele der Öster­reicher. Doch ganz im Norden Friaul­-Julisch Venetiens gibt es noch eine andere Art von Küste: eine schroffe, naturbelassene Steilküste zwischen Duino und Triest – nur 17 Kilometer lang, doch die haben es in sich.

Von Touristen wird sie gerne übersehen, nur Einheimische, Insi­der und Meeres­-Spezialisten zieht es dorthin. Denn es erwarten sie ein azurblaues Meer, sauberes Wasser, intime Kiesbuchten, steile Klippen (Falesie) und eine Reihe netter Badeanstalten. Nicht zu übersehen die zahlreichen Restaurants und Trattorien – einige direkt am Meer – die den Fang des Tages aufs Feinste zubereiten.

Man startet bei den Bocche del Timavo, wo die mystischen Quel­len des unterirdischen Karstflus­ses hervorsprudeln. Daneben sollte man die Kirche San Giovan­ni in Tuba nicht übersehen. Im Fi­scherdorf Villaggio del Pescatore stattet man Antonio einen Be­such ab. Den fünf Millionen Jahre alten Dinosaurier hat man vor ei­nigen Jahren hier im Steinbruch gefunden.

Bevor man sich ber die Fisch­platten in den Hafenrestaurants in Duino hermacht, empfiehlt sich das imposante Schloss Dui­no der Familie Torre e Tasso (Thurn und Taxis). Nicht nur die Lage auf einer Felsenklippe hoch über dem Meer macht etwas her. Das Schloss ist reich an Öster­reich­geschichtlichen Besonder­heiten. Der Dichter Rainer Maria Rilke hat sich in einem seiner Briefe an Maria von Thurn und Ta­xis folgend geäußert: „Hiersein ist herrlich.“ Im Schloss wurde er zu den Duineser Elegien inspi­riert und wandelte auf dem Weg hoch über den Klippen, der sich seither Rilke­-Weg nennt. Von Aurisina führt der Fischerweg „Sentiero dei Pescatori“ nach Ca­novella degli Zoppoli.

Wandern entlang der Küste
Wandern entlang der Küste © Marco Milani

Dieser Küstenabschnitt eignet sich hervorragend für die Navi­gation. Segler ziehen an einzig­artigen Naturlandschaften vor­bei. Hier reihen sich auch mehre­re Marinas aneinander, die neben technischen Dienstleistungen für Boote großen Komfort für Segler bieten, wie zum Beispiel Restau­rants, Wellnesszentren und Ge­schäfte.

Im ehemaligen Steinbruch von Sistiana hat man vor einigen Jah­ren die mondäne Kunst­-Stadt Portopiccolo mit Wohnungen, einem Fünf­-Sterne­Hotel, Res­taurants, Geschäften, Wellness­center eingebaut. Besucher sind ausdrücklich willkommen.

Macht man nach der Fahrt auf der Costiera, einer der „schönsten Küstenstraßen der Welt“, einen Abstecher ins urige Hafenrestau­rant von Grignano, erhascht man bereits einen Blick auf das „weiße Märchenschloss“ Miramare.

Vorbei am alten Hafen von Triest mit seinen verfallenen Getreidespeichern und Lagerhallen, die schon bald restauriert wer­den sollen – der Hafen der K&K­ Monarchie feiert heuer sein 300­-jähriges Bestehen – geht es in die Stadt mit einem der impo­santesten Plätze Italiens: Die Pi­azza dell’Unità d’Italia öffnet sich dem Meer und präsentiert sich mit den herrschaftlichen Gebäu­den, Caffès und Restaurants wie eine Einser­-Loge. Am Molo Au­dace schnuppern Triestiner ger­ne die würzige Meeresluft.

Eine sympathische Eigenheit der Stadt ist das Bagno Lanterna oder „El Pedocin“. Es ist die ein­zige Badeanstalt Europas, die Frauen und Männer durch eine Mauer voneinander trennt, und die Triestiner halten mit Zähnen und Klauen daran fest. Sie nen­nen die Institution aus Habsbur­ger Zeiten liebevoll „Pedocin“, was so viel wie „Läusebad“ heißt. Bemerkenswert: Der Eintritts­ preis beträgt einen Euro.

Endstation der Küstenentde­ckung bildet die venezianisch an­mutende Kleinstadt Muggia, be­kannt für den Karnevalsumzug und zahlreiche Restaurants.