Auch sein Bruder Ghasi, der Medienunternehmen leitet, wurde in der Stadt Majas al Bab festgenommen, rund 50 Kilometer von der Hauptstadt Tunis entfernt. Ein Sprecher von Karouis Qalb Tounes-Partei erklärte, die Festnahme habe eher einer "Entführung" geähnelt. Mehr als ein Dutzend Polizeiautos hätten Karouis Wagen den Weg versperrt, Beamte in Zivil hätten ihn dann abgeführt.
Die Medienaufsicht und die Wahlbehörde erteilte unterdessen drei Fernsehsendern ein Verbot, weiter über den Präsidentschaftswahlkampf zu berichten, darunter Karouis Fernsehsender Nessma TV. Zur Begründung hieß es, die Sender sendeten illegal und ohne Lizenz.
Umfragen sehen Karoui als einen der Favoriten für die vorgezogene Präsidentschaftswahl Mitte September. Der Unternehmer hatte sich in den vergangenen Jahren einen Ruf als Wohltäter aufgebaut, indem er vor den Kameras von Nessma TV Elektrogeräte und andere Güter an Arme verteilte. Der Sender strahlte bisher täglich eine Sendung aus, die Karoui im Einsatz für die Ärmsten der Armen zeigt.
Das Parlament hatte im Juni eine Änderung des Wahlgesetzes beschlossen, die Kandidaten von der Wahl ausschließen sollte, die im Jahr vor der Wahl "Gefälligkeiten in Form von Geld oder jeglicher Art" an die Bürger verteilen. Die Änderung trat jedoch nicht in Kraft, da Präsident Béji Caïd Essebsi sie vor seinem Tod am 25. Juli nicht unterzeichnete.
Die ursprünglich für November angesetzte Präsidentschaftswahl war nach dem Tod von Präsident Essebsi Ende Juli auf den 15. September vorgezogen worden. Fast hundert Kandidaten wollen antreten, die Wahlkommission des nordafrikanischen Landes hat bisher allerdings nur 26 Namen bestätigt. Am 31. August will sie bekannt geben, welche Kandidaten für die Präsidentschaftswahl zugelassen werden. Für das höchste Staatsamt bewerben sich neben Karoui unter anderem Regierungschef Youssef Chahed, Tunesiens früherer Präsident Moncef Marzouk und der islamische Theologe Abdelfattah Mourou.