Sie lernten sich bereits während des Studiums an der Akademie der bildenden Künste in Wien kennen und stellten 1960 erstmals gemeinsam aus. Beide verarbeiten in ihren Werken die Traumata des Faschismus sowie tagesaktuelle Ereignisse. „Der Mensch als Bestie und Opfer ist diesen Werken inhärent – das Erzeugen starker Bilder war das Ziel beider Künstler. Sie arbeiteten für die Öffentlichkeit, nicht für das Wohnzimmer“, so Kurator Günther Holler-Schuster. Noch bis 6. Jänner 2019 sind die zahlreichen Plastiken, Grafiken und Gemälde der beiden Realisten der Nachkriegszeit zu sehen.

Das Individuum im Zentrum
Beide – Hrdlicka durch den familiären Kontext, Martinz sogar als Soldat – haben den Krieg und die Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten erlebt, litten unter Repressalien des autoritären NS-Regimes und wurden letztlich kompromisslose Antifaschisten im Sinne des Wahlspruchs „Niemals vergessen!“. Ihre Kunst ist geprägt von den Schreckensbildern des Krieges, von der allgemeinen Zerstörung und von der grundsätzlichen Gewalt und Grausamkeit des Menschen. Alfred Hrdlicka arbeitete vor allem als Bildhauer, er verwebt mythologische und historische Motive mit Dynamiken der Gegenwart, stets mit dem Blick auf das Individuum. Martinz bildet sein Pendant als Maler, stellt das Individuum als Mensch oder auch Tier in den Mittelpunkt seiner Reflexionen über Kreatürlichkeit, Leid, Gier und Gewalt. „Das Leid der Tiere wirkt bei Martinz oftmals stellvertretend für die Grausamkeiten des Krieges, die den Menschen heimsuchten“, erzählt Kuratorin Angelika Katzlberger.

Alfred Hrdlicka, Orpheus II, 1963 (Detail), Neue Galerie Graz, UMJ (Schenkung Suschnigg) © Alfred Hrdlicka-Archiv, Wien: www.alfred-hrdlicka.com, Foto: Universalmuseum Joanneum/N. Lackner | Fritz Martinz, Läuferbild, 1968 (Detail), Dorothea Martinz, © Bildrecht, Wien, 2018
Alfred Hrdlicka, Orpheus II, 1963 (Detail), Neue Galerie Graz, UMJ (Schenkung Suschnigg) © Alfred Hrdlicka-Archiv, Wien: www.alfred-hrdlicka.com, Foto: Universalmuseum Joanneum/N. Lackner | Fritz Martinz, Läuferbild, 1968 (Detail), Dorothea Martinz, © Bildrecht, Wien, 2018 © Thomas Mayr

Protest als Kunst
Mit ihrer Spielart des Realismus vertraten Hrdlicka und Martinz eine Haltung des politischen Protests und des Aufschreis durch Kunst. Sie wählten damals nicht den direkten Weg der Agitation, sondern hielten bewusst an den formalen Gesetzmäßigkeiten der Kunst (Skulptur, Malerei, Grafik) fest. Die Ausstellung kann daher auch als Beitrag zum Gedenkjahr 2018 gesehen werden: Sie ruft mahnend den offiziellen Beginn der NS-Herrschaft in Österreich 1938 in Erinnerung, lässt sich jedoch auch zum Protestjahr 1968 in Bezug setzen. Nicht zuletzt verbindet sich die Schau mit den Ausstellungen Wie mit dem Skalpell. Die Aktionszeichnungen von Günter Brus im BRUSEUM und Congo Stars im Kunsthaus Graz zu einem Kaleidoskop gesellschaftspolitischer Kunst, die sich ihrer Zeit und deren Zuständen kritisch nähert.