Die scheidende SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner hat in der heutigen Sondersitzung des Nationalrats ihre Abschiedsrede vom Parlament gehalten. "Es braucht ein neues Verständnis von politischer Führungsstärke, das sich nicht nur in der Bewunderung männlicher Machtrituale erschöpft", so Rendi-Wagner, die mit dem Parteitag am Samstag ihr Amt als Klubobfrau zurücklegt und sich mit Ende des Monats komplett aus der Politik zurückzieht. "Ich war nur fünf Jahre Teil dieses Parlaments – aber in den letzten fünf Jahren ist so viel passiert, wie andere in 20, 30 Jahren nicht erlebt haben."

In ihrer Rede – verhandelt wird heute das Energieeffizienzgesetz, das ein wichtiger Bestandteil beim Erreichen von Österreichs Klimazielen sein soll, aber von der SPÖ blockiert wird – nennt Rendi-Wagner Klimaschutz und Energiepolitik "eine der wichtigsten Herausforderungen der nächsten Jahre". Das sei auch eine wichtige soziale Frage.

Dass die SPÖ trotzdem gegen das Gesetz stimmt, liege daran, dass auch der Kampf gegen die Folgen der Teuerung konstruktive Zusammenarbeit aller Fraktionen brauche – die Rendi-Wagner seitens der türkis-grünen Koalition vermisst. "Konstruktive Oppositionspolitik setzt konstruktive Regierungspolitik voraus. Es liegt an Ihnen, das umzusetzen."

Es war zwar nicht Rendi-Wagners letzter Auftritt im Nationalrat, bleibt sie doch noch bis Monatsende und damit während der kommenden Plenarwoche im Hohen Haus. Doch war es, wie sie betonte, die letzte Rede nach sechs Jahren im Parlament. Ihr Verständnis sei immer gewesen, Zusammenarbeit zu suchen. Es brauche Respekt, Ehrlichkeit und Mut zur Verantwortung. Rendi-Wagner sprach vom Abschied von einer großen Aufgabe, von vielen Freundinnen und Freunden sowie von "schwierigen, aber auch interessanten Kollegen".

Das Plenum dankte der abgehenden SPÖ-Vorsitzenden mit Standing Ovations, einzig die Freiheitlichen beließen es – wenn überhaupt – bei Beifall.

"Großen Respekt" für Rendi-Wagner äußerte Grünen-Klubobfrau Sigrid Maurer. Sie sei Untergriffen einer Art ausgesetzt gewesen, "mit denen sich kein Mann in der Politik auf diese Weise befassen muss". Sie werde Rendi-Wagner, die sie als herzlich erlebt habe, vermissen.

Der heutige Auftritt Rendi-Wagners wird wohl einer ihrer letzten Redebeiträge als Politikerin sein, da sie am kommenden Samstag den außerordentlichen SPÖ-Parteitag auslässt.