Der ehemalige Bundeskanzler und langjährige SPÖ-Parteivorsitzende Franz Vranitzky will im Vorfeld des Linzer Parteitags keine Wahlempfehlungen für einen der beiden Kandidaten äußern, im Gespräch mit der Kleinen Zeitung äußert Vranitzky allerdings seine Sorgen über das Bild, das seine Partei in der Öffentlichkeit abgibt. Vranitzky hatte  gemeinsam mit anderen ehemaligen SPÖ-Bundeskanzlern die amtierende Parteichefin Pamela Rendi-Wagner unterstützt. In Linz werde er nicht dabei sein.

Vranitzky fordert beide Kontrahenten, Hans Peter Doskozil wie auch Andreas Babler, auf, nach der geschlagenen Abstimmung auf den unterlegenen Mitbewerber zuzugehen und diesen dann auch einzubinden. "Ich empfinde es als eine Verpflichtung, dass beide Lager dann wieder aufeinander zugehen. So stehen lassen, wie es jetzt ist, kann man das sicherlich nicht." Nur geeint könne die SPÖ eine glaubhafte Alternative zur jetzigen Regierung anbieten und bei allfälligen Neuwahlen bestehen.

Dass das gelingen kann, habe die Vergangenheit bewiesen. Der ehemalige Kanzler verweist auf die erfolgreiche Überwindung der Gegensätze nach der erfolgten Kampfabstimmung um die Häupl-Nachfolge zwischen Michael Ludwig und Andreas Schieder.

"Österreich ist nicht mehrheitlich sozialdemokratisch"

Vranitzky erinnert daran, dass sich die SPÖ immer durch eine inhaltliche und ideologische Breite ausgezeichnet hat: "Österreich ist bekanntlich nicht automatisch ein mehrheitlich sozialdemokratisches Land. Deshalb muss man schauen, dass man den Leuten, die nicht sozialdemokratisch sind, ein Angebot macht." Allerdings dürfe man "die eigenen Grundsätze nicht infrage stellen".