Seit 2018 wurde im Bildungsministerium an neuen Lehrplänen für Volksschulen, Mittelschulen und AHS-Unterstufen gefeilt. Nun sind sie fertig und starten bereits ab dem nächsten Schuljahr, wie das Bildungsministerium heute bekannt gab. Neu in den neuen Lehrplänen sind mehr politische, Finanz- und Wirtschaftsbildung sowie ein Fokus auf der umfassenden Landesverteidigung und der Sozialpartnerschaft.

In einer letzten Bearbeitungsschleife wurde Kritik aus den 133 Stellungnahmen am Lehrplan-Entwurf eingearbeitet. Vor allem im Bereich der Wirtschaftspädagogik hatte es Unmut gegeben: Das Fach, das künftig unter "Geographie und wirtschaftliche Bildung" heißt, sei "keine tragfähige Basis für verantwortbaren Wirtschaftsunterricht", hieß es etwa. Nach der Überarbeitung sollen Schülerinnen und Schüler künftig etwa über einen verantwortungsvollen Umgang mit Geld, Sparen und Risiko sowie Preise und Wettbewerb in der sozialen Marktwirtschaft lernen.

Lehrplankommission für kontinuierliche Änderungen

Dass die neuen Lehrpläne "nicht der Weisheit letzter Schluss" sind, ließ Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) schon lange vor deren Präsentation wissen. Auch heute betont der Minister: "Wir müssen die Lehrpläne flexibler und rascher an eine sich immer schneller ändernde Welt anpassen und den Lehrerinnen und Lehrern das Rüstzeug dazu geben, um diese Inhalte zu vermitteln." Immerhin wurde an der Neuerung seit 2018 gearbeitet – und der bisher gültige Unterstufen-Lehrplan stammt teilweise noch aus dem Jahr 2000.

Künftig solle es daher rascher möglich sein, die Lehrpläne in Teilbereichen zu verändern, erklärte Polaschek in einer Aussendung. Dafür setzt der Minister eine kontinuierliche Lehrplankommission ein. In dieser soll neben Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Pädagogischen Hochschulen, der Universitäten und des Ministeriums auch Lehrerinnen und Lehrer entsendet werden. Für Letztere soll ein offener Bewerbungsprozess etabliert werden. Zusätzlich will Polaschen "flexible Fort- und Weiterbildungsformate" durch die Pädagogischen Hochschulen etablieren.

Positive Reaktionen

Begrüßt wird die geplante neue Kommission vom Rektor der PH Oberösterreich und Vorsitzenden der Rektorinnen- und Rektorenkonferenz der österreichischen Pädagogischen Hochschulen, Walter Vogel. Er gehe davon aus, "dass damit Lehrpläne hinkünftig rasch und qualitätsvoll angepasst werden können", so Vogel in einer der APA übermittelten Stellungnahme. Der Rektor der PH Niederösterreich, Erwin Rauscher, wiederum sieht die neuen Lehrpläne als "idealtypisches Schulentwicklungsinstrument zur Ermutigung und kritischen Bewusstseinsbildung der Schulklassen im Rahmen des Unterrichts angesichts der großen gesellschaftlichen Herausforderungen wie etwa des Ukraine-Kriegs in Europa, der Klimawandelfolgen für die Menschheit oder der Digitalität in der Gesellschaft".

Angesichts der Verankerung der umfassenden Landesverteidigung mit dem zusätzlichen Fokus auf das Österreichische Bundesheer in den Lehrplänen erfreut, äußerte sich auch Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) in einer Aussendung. Die Grundlagen dazu sollen im Unterrichtsfach "Geschichte und Politische Bildung" ihren Platz finden. Die Wirtschaftskammer wiederum zeigte sich zufrieden, dass nach der Begutachtung der Wirtschafts- und Finanzbildung mehr Raum gegeben wurde. Allerdings wünscht sich die stellvertretende Generalsekretärin Mariana Kühnel zusätzlich noch verpflichtende Aus- und Weiterbildung der Lehrkräfte in diesem Bereich.