Tirols ÖVP-Obmann und Spitzenkandidat Anton Mattle will trotz fast zehn Prozentpunkten minus und vorläufig nur mehr 34,5 Prozent bleiben und eine Landesregierung bilden. Man habe eine "Aufholjagd" gestartet und dies habe letztlich geklappt, sagte Mattle vor Journalisten. Er werde am Montag im ÖVP-Parteivorstand auch nicht die Vertrauensfrage stellen.

Die Landespartei sei zu Wahlkampfbeginn bei 29 Prozent gestartet, meinte Mattle. Es sei gelungen, Wähler zurückzuholen, wenngleich: "Wir haben verloren, das ist uns bewusst". Man werde aber alles tun, um dieses Vertrauen zurückzugewinnen.

Abwerzger: "FPÖ ist wieder da"

Tirols FPÖ-Obmann und Spitzenkandidat Markus Abwerzger hat sich mit dem vorläufigen Wahlergebnis der Freiheitlichen "sehr zufrieden" gezeigt. "Die FPÖ ist wieder da", sagte Abwerzger zur APA. Anfang des Jahres sei man in Umfragen noch bei rund 13 Prozent gelegen, erinnerte er.

Man habe ein "sehr gutes Ergebnis" erreicht und sei sehr erleichtert, so Abwerzger. Der FPÖ-Spitzenkandidat sah noch Chancen, die 19 Prozent zu überspringen und vielleicht das beste Ergebnis in der Geschichte der Tiroler FPÖ einzufahren. Dieses lag im Jahr 1999 bei 19,6 Prozent. Nunmehr liegt man laut Hochrechnung vorerst bei 18,9 Prozent.

Abwerzger bekundete zudem das Bestreben, weiter im Koalitionsspiel zu bleiben: "Wir strecken die Hand aus und sind gesprächsbereit mit allen". Er frage sich, ob ÖVP-Spitzenkandidat Anton Mattle sich mit einem Minus von fast zehn Prozentpunkten noch halten könne.

Dornauer zuversichtlich für Platz zwei

Tirols SPÖ-Chef und Spitzenkandidat Georg Dornauer hat sich zuversichtlich gezeigt, im Laufe des Abends noch Platz zwei zu erreichen und damit die FPÖ zu überholen. "Ich glaube, es wird eine Punktlandung", meinte er in einer ersten Reaktion nach der ersten Hochrechnung Sonntagabend. Erste Gratulationen richtete er an die ÖVP.

Die Schwarzen hätten nun den "demokratisch legitimierten Auftrag zur Regierungsbildung", sagte Dornauer. Daher werde er am Abend nicht zum Hörer greifen und sich bei der ÖVP wegen einer möglichen Regierungszusammenarbeit melden.

Liste Fritz-Spitzenkandidatin "überwältigt" und "dankbar"

"Überwältigt" und "dankbar" über den laut Hochrechnungen klaren Zugewinn hat sich um 17.30 Uhr die Spitzenkandidatin der oppositionellen Liste Fritz, Andrea Haselwanter-Schneider, gezeigt. Erste Ergebnisse wiesen der Liste ein Ergebnis von 10,1 Prozent und damit Zweistelligkeit sowie einen Zugewinn von 4,7 Prozentpunkten zur letzten Wahl 2018 aus. Dies sei ein "großartiges Ergebnis", sagte die Liste Fritz-Frontfrau der APA.

Bei der letzten Wahl 2018 hatte die Liste 5,46 Prozent der Stimmen und zwei Mandate eingefahren. Haselwanter-Schneider hatte sich im Wahlkampf das Ziel gesteckt, das "zweitbeste Ergebnis der Geschichte der Liste Fritz" einzufahren. 2008 kam die Partei auf 18,53 Prozent. Haselwanter-Schneider zeigte sich bewegt und bedankte sich bei den Unterstützerinnen und Unterstützern. Es habe sich gezeigt, dass ihre Bemühungen der letzten Jahre honoriert wurden, unterstrich sie.

Die 54-Jährige hatte sich im Wahlkampf bemüht nicht an Koalitionsspekulationen beteiligt und stets betont, dass sie und die Ihren sowohl Regieren als auch Opposition könnten. Ihre Partei gilt jedoch nicht als Freund einer Regierungszusammenarbeit mit der ÖVP.

Mair sieht Grüne nicht als "erste Ansprechpartner"

Grünen-Spitzenkandidat Gebi Mair will das Ergebnis seiner Partei bei der heutigen Landtagswahl "nicht schönreden". Klar sei, Schwarz-Grün sei Geschichte und man sei bei Koalitionsgesprächen auch nicht erster Ansprechpartner. Würden sich aber bei Sondierungen anderer Parteien keine Ergebnisse ergeben, stünde man für Gespräche zur Verfügung.

Was seine persönliche Zukunft angeht, ließ diese Mair gegenüber der APA offen. Die Grünen gewännen und verlören gemeinsam. Man werde sich nun daher gemeinsam anschauen, wie man sich am besten in neuen Verhältnissen aufstelle.

Wie es zu dem "schmerzlichen Abend" kam, sieht Mair im Zusammenhang mit der Regierungstätigkeit. Hier habe man Verantwortung für Dinge übernehmen müssen, aber auch wollen, die nicht immer populär gewesen seien, spielte er unter anderem auf die Corona-Politik an.

Neos-Oberhofer hätte sich "mehr erwartet"

Neos-Klubobmann und Spitzenkandidat Dominik Oberhofer hat sich in einer ersten Reaktion gegenüber der APA etwas enttäuscht gezeigt. "Ich hätte mir mehr erwartet", sagte er im Innsbrucker Landhaus nach der ersten Hochrechnung. Allerdings müsse man noch das Endergebnis abwarten, mit den Innsbrucker Stimmen könne sich noch ein Mandat mehr ausgehen, meinte er.

Das Ergebnis sei für die SPÖ kein "großer Regierungsauftrag", wollte sich der pinke Spitzenkandidat als Koalitionspartner weiter nicht aus dem Spiel nehmen. Die schwachen Zugewinne von nur 0,9 Prozentpunkte führte Oberhofer auf die Umfragen zurück. Er habe den Eindruck, dass Umfragen "auch für Stimmungsmache hergenommen werden".

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