Der Tiroler Volkspartei wird im Vorfeld der Landtagswahl am 25. September erneut ein Wahldebakel prognostiziert. Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Gallup, die im Auftrag der "Tiroler Tageszeitung" durchgeführt worden war, erreicht die ÖVP dort nur mehr 26 Prozent. Das würde ein sattes Minus von 18 Prozentpunkten im Vergleich zur Landtagswahl im Jahr 2018 bedeuten. Um Platz zwei kämpfen aktuell FPÖ und SPÖ.

Für die ÖVP würde das das historisch schlechtestes Ergebnis bedeuten - dieses datiert aus dem Jahr 2013 (39,35 Prozent). Der Abwärtstrend zeigte sich bereits in früheren Umfragen, zuletzt wurden der Partei 29,1 Prozent vorausgesagt.

Die FPÖ landet in der vorliegenden Umfrage, bei der 600 Menschen zwischen 8. und 20. August telefonisch und online befragt wurden, mit 20 Prozent an zweiter Stelle (2018: 15,53 Prozent). Die SPÖ liegt mit 19 Prozent knapp dahinter und kann im Vergleich zu 2018 (17,25 Prozent) nur leicht zulegen.

Grüne stagnieren, Liste Fritz und Neos als Gewinner

Der derzeitige kleine Koalitionspartner der ÖVP, die Grünen, tritt mit prognostizierten 11 Prozent auf der Stelle (2018: 10,67 Prozent). Profitieren würden aber Liste Fritz und Neos: Der Liste Fritz werden aktuell neun Prozent (2018: 5,46 Prozent) zugesagt, Neos 8 Prozent (2018: 5,21 Prozent). Der erstmals antretenden Corona-Maßnahmenkritischen Partei MFG werden mit 3 Prozent wenig Chancen auf Einzug in den Tiroler Landtag eingeräumt. Die Schwankungsbreite der Umfrage wurde mit plus/minus 4,1 Prozent angegeben. Damit wäre nach dem 25. September rechnerisch keine Zweierkoalition mehr möglich - eine Premiere in Tirol.

Sorge bei Bundespartei

Im Bund verfolgt man solche Umfragen mit großer Sorge. Dass der Partei ausgerechnet in einem schwarzen Kernland eine so große Niederlage droht, bringt auch Bundeskanzler Karl Nehammer unter Druck. Er hatte angekündigt, sich aktiv in den Tiroler Wahlkampf einbringen zu wollen und unterstützt Mattle. Das sehen manche in der Partei als durchaus riskant an. Denn eine Niederlage in Tirol würde auch die Bundespartei beschädigen. Und Nehammer als Chef womöglich in Frage stellen. Entsprechende Gerüchte wurden bisher dementiert.

Die Bundes-ÖVP gibt sich auf Anfrage gelassen. "Umfragen sind Momentaufnahmen", heißt es dort. "Ziel ist es, deutlich erster zu werden und die gestaltende Kraft in Tirol zu bleiben. Die Lage ist aber ernst, da gibt es nichts zu beschönigen." Die Opposition schieße sich nun geschlossen auf die ÖVP ein. "Deshalb dürfen wir uns nicht zurücklehnen, sondern werden mit dem Wahlkampfauftakt am 03. September die Schlagzahl massiv erhöhen und aufzeigen, warum es wichtig ist, Anton Mattle und die Tiroler Volkspartei zu wählen."

Momentaufnahme

Für Andrea Fronaschütz vom Gallup-Institut ist die Umfrage jedoch nur eine Momentaufnahme, immerhin wisse man, "wie schnell sich derzeit etwas in die eine oder andere Richtung beschleunigen kann". Dennoch habe der Wechsel von Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) zu Mattle, der als Wirtschaftslandesrat keinen Amtsinhaberbonus ausschöpfen kann, nicht funktioniert. "Anton Mattle ist noch kein Zugpferd. Er soll die Partei anschieben, benötigt allerdings selbst noch Anschub", meinte Fronaschütz. Es wurde nämlich auch die Frage der Direktwahl gestellt, wobei nur 21 Prozent der Befragten Mattle als geeigneten Landeshauptmann sahen.