SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner hat am Donnerstag einen ihrer Kritiker, den Knittelfelder Bürgermeister Harald Bergmann, in einem Wiener Biergarten zu einer Aussprache getroffen. Bergmann hatte als Einziger am denkwürdigen SPÖ-Parteitag Ende Juni in der Wiener Messehalle Mut bewiesen und Kritik geübt.

Wenige Tage später wiederholte Bergmann seine Kritik an der - aus seiner Sicht - Abgehobenheit der SPÖ-Führung in einem Interview in der Kleinen Zeitung: "Wir haben uns auf salopp gesagt Luxusprobleme konzentriert: Restriktive Coronapolitik, Homeoffice, Gendern, und vorm Parteitag starten wir eine Staatsbürgerschaftsdebatte - das könnte ja fast von Sebastian Kurz bestellt sein. Wir erleben hier am Land einen großen Ärztemangel, so gut wie jeder Unternehmer klagt über Fachkräftemangel und das Thema Bildung haben wir schon vor Rendi-Wagner an die Neos verloren. Das Ohr wieder ganz nah bei den Leuten und ihren Alltagssorgen zu haben klingt vielleicht banal, aber genau das braucht es."

Nach dem Vieraugengespräch im Biergarten streute Rendi-Wagner dem Bürgermeister Rosen: „Ich schätze die Ehrlichkeit und Offenheit von Harald Bergmann. Sich Zusammensetzen und miteinander Reden ist immer die beste Lösung – innerhalb der Partei, aber auch über Parteigrenzen hinweg.“ Die SPÖ-Chefin nahm eine Einladung von Bergmann nach Knittelfeld an.

Zwist mit Doskozil

Weniger amikal läuft es mit Burgenlands Landeshauptmann Hans-Peter Doskozil. Nachdem der burgenländische SPÖ-Chef die derzeitige SPÖ mit der seinerzeitigen Mitterlehner-ÖVP verglichen hat, wirft ihm SPÖ-Bundeschefin Pamela Rendi-Wagner einen "hinkenden Vergleich" vor. Offenbar wolle Doskozil den nunmehrigen FPÖ-Chef Herbert Kickl imitieren, der gegen seinen Vorgänger Norbert Hofer "gemobbt hat". "Aber ich bin nicht Norbert Hofer und werde dieser destruktiven Art keinen Millimeter weichen", sagte Rendi-Wagner.

"Es ist sehr schade, dass das passiert", bedauerte die SPÖ-Chefin am Rande einer Pressekonferenz am Freitag in Wien weiters. Sie habe Doskozil eigentlich "als einstigen Hoffnungsträger in unserer Partei gesehen". Jetzt aber schade er den Zielen dieser "stolzen Bewegung". Grundsätzlich sei die SPÖ auch nicht mit der Volkspartei vergleichbar, warf Rendi Doskozil vor. Das werde auch niemals so sein.