Im Frühjahr hatte der Kanzler ein ungewöhnliches Bild im Kampf gegen Corona verwendet. Der Impffortschritt sei mit einer Ketchup-Flasche zu vergleichen. Zunächst fließe wenig, ehe mit einem Schlag riesige Mengen, mehr als notwendig herauskomme.

Sofern nicht noch ein Wunder passiert, wird sich der Ketchup-Effekt gar nicht erst einstellen. Nach Recherchen der Kleinen Zeitung im Umfeld jener Kreise, die die Bundesländer mit dem Impfstoff versorgen, dürften auch in den nächsten Wochen die Lieferungen mit der Nachfrage Schritt halten. „Es wird länger dauern, bis jeder seine Erstimpfung erhalten hat", so ein Insider.

Erststich frühestens Mitte Juli

Vor Mitte/Ende Juli dürfte nicht jeder, der sich impfen lassen will, an der Reihe gewesen sein, bisher ging man von Ende Juni aus – noch nicht eingerechnet sind die Zwölf- bis Fünfzehnjährigen, die jetzt ebenso geimpft werden können. Der Kanzler hatte am Ostersonntag (3. April) versprochen, innerhalb von 100 Tagen würde alle ihren Erststich erhalten, das wäre der 12. Juli. Aktuell geht die Regierung von fünf Millionen Impfwilligen aus.

Bisher erst 1,5 Millionen durchgeimpft

Im Juni werden mindestens 3,2 Millionen Impfdosen erwartet, darunter knapp 2,5 Millionen Dosen Biontech/Pfizer, 320.000 Moderna, rund 300.000 von AstraZeneca und Johnson - zu wenig für das ehrgeizige Vorhaben. In Österreich waren 3,3 Millionen bereits an der Reihe, nur 1,5 Millionen sind bereits durchgeimpft. 

Somit wird wohl erst Anfang September, also zu Schulbeginn, Österreich durchgeimpft sein. Von den 8,9 Millionen Einwohnern gelten rund 7,7 Millionen als impfbar (ohne Kinder), aktuell geht man von fünf Millionen Impfwilligen (zwischen 60 und 70 Prozent) aus.

Biontech-Einbruch im Juli

Was den Impffortschritt verlangsamt, ist der für Juli erwartete Rückgang der Biontech-Lieferungen von derzeit 500.000 Dosen pro Woche auf dann rund 320.000. Grund für den Rückgang ist der Umstand, dass ein Teil der Biontech-Lieferungen aus dem dritten Quartal vorgezogen worden ist. Mit den wöchentlich 320.000 Dosen werden, heißt es, im Juli vor allem Zweiimpfungen durchgeführt werden, nur zu einem schmalen Teil auch Erstimpfungen. Noch gar nicht eingerechnet sind die 380.000 Kinder und Jugendlichen zwischen 12 und 15. Denkbar ist, dass weitere Lieferungen, sofern der Impfstoff in der Menge überhaupt verfügbar ist, aus dem Jahr 2022 vorgezogen werden.

Epidemiologisch stellen die Verzögerungen allerdings kein großes Problem dar. Ziel muss es sein, dass die Bevölkerung zu einem hohen Ausmaß vor dem Herbst, wenn es wieder kälter wird und sich alles nach innen verlagert, durchgeimpft ist.