Zwei Drittel aller Eltern finden, die Bundesregierung habe das Bildungssystem zu wenig auf die zweite Corona-Welle und die erneute Umstellung auf Distanzunterricht vorbereitet. Das pädagogische Personal in Schulen und Kindergärten hingegen bekam für die Vorkehrungen von Eltern mehrheitlich ein gutes Zeugnis ausgestellt. Das ergab eine Studie des Meinungsforschungsinstituts SORA mit dem Momentum Institut, für die Eltern von Kindern bis 14 Jahren zu ihrer Situation während des zweiten Lockdowns befragt wurden.

Schon nach dem ersten Lockdown im Frühling wurde erhoben, wie Familien mit der Situation zurecht kommen. Die Ergebnisse der aktuellen Befragung unterscheiden sich teils stark von den Angaben im Frühling. Die psychische Belastung von Eltern nahm gegenüber dem ersten Lockdown noch zu. "Die derzeitige Situation belastet mich sehr", sagten zwei Drittel der befragten Mütter und jeder zweite der befragten Väter.

  • Beim ersten Lockdown arbeiteten 22 Prozent der Eltern in Kurzarbeit, beim zweiten waren es nur mehr zehn Prozent. Im Frühling arbeiten 45 Prozent der Eltern im Homeoffice, im Herbstlockdown waren es nur mehr 28 Prozent.

  • Während zwei Drittel aller Mütter und Väter im ersten Lockdown ihre Arbeitszeit deutlich reduzierten, arbeiteten sie während der Herbst-Schließlungen im Schnitt pro Woche nur um zwei Stunden weniger als vor der Krise.

  • Das erklärt auch den verstärkten Bedarf an Kinderbetreuung: Jedes dritte Kind wurde im Herbstlockdown weiterhin in Schulen oder Kindergärten betreut. Im Herbst waren es nur fünf Prozent.

Belastung ungleich verteilt

Die Corona-Krise hat die österreichischen Familien mehrheitlich auch finanziell stark belastet. Etwa die Hälfte berichtet von Einkommensverlusten. Jede dritte Familie musste in diesem Jahr ihre Ersparnisse angreifen.

Die Studie zum Download 635.98 KB

momentum-elternbefragung-corona-ii20201214124241.pdf

Die Situation unterscheidet sich jedoch stark nach Ausbildungsgrad und Nettoeinkommen: Bei 70 Prozent der einkommensschwächeren Haushalte gibt es keine Rücklagen mehr. Im unteren Einkommensdrittel stieg die Arbeitslosigkeit stärker, und ein größerer Teil suchte zum Befragungszeitpunkt gar nicht erst nach einem Arbeitsplatz. Auch die psychische Belastung von Familien, die über höchstens 3.000 Euro pro Monat verfügen, liegt deutlich höher als bei jenen mit einem höheren Haushaltseinkommen.  

Innerhalb der Familien sind Frauen stärker belastet als Männer: "Jede dritte befragte Frau arbeitete früh morgens oder abends, jede zehnte sogar in der Nacht, um trotz Kinderbetreuung Zeit für Erwerbsarbeit zu finden", sagt Barbara Blaha, Leiterin des Momentum Instituts.

Das Momentum Institut empfahl auf Basis der Befragung einen Maßnahmenmix auf Bundes- und Länderebene. Eine höhere Familienbeihilfe oder der Verzicht auf Elternbeiträge in Schulen, Kindergärten und Horten könnten gerade einkommensschwache Familien entlasten. Zudem sollte das Arbeitslosen-Geld von derzeit 55 Prozent auf 70 Prozent erhöht werden.