"Umgehend eine Entschuldigung" von FPÖ-Chef Norbert Hofer forderte am Mittwoch der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft (IGGÖ) Ümit Vural. Denn Hofer hat am Dienstag bei einer FPÖ-Demo den Koran als gefährlicher als Corona bezeichnet. Es stehe der Verdacht der Verhetzung und der Herabwürdigung religiöser Lehren im Raum, so Vural. Hofer wurde auch von der SPÖ scharf kritisiert.

Ich fürchte mich nicht vor Corona, Corona ist nicht gefährlich. Da ist der Koran gefährlicher, meine Lieben, als Corona,

hatte Hofer bei der FPÖ-Kundgebung am Viktor-Adler-Markt gesagt. Das sei eine "unglaubliche Entgleisung", empörte sich Vural in einer Aussendung. Hofer beleidige die gesamte muslimische Bevölkerung. "Er hat aus der Vergangenheit offensichtlich nichts gelernt und möchte wohl neue Gräben aufreißen", hielt der IGGÖ-Chef dem blauen Parteichef vor.

Der Vergleich mit einem tödlichen Krankheitserreger wie dem Coronvirus, dem in den letzten Monaten weltweit mehrere hunderttausend Menschen zum Opfer gefallen sind, habe in rechtsextremen Zusammenhängen lange Tradition.

Für eine Person des öffentlichen Lebens sind Aussagen dieser Art untragbar und müssen Konsequenzen haben,

verlangte Vural: "Derartige Vergleiche dürfen in Österreich keinen Platz mehr haben." Die Staatsanwaltschaft Wien sollte Hofers Aussagen prüfen.

Der Jurist Vural zeigte sich in einer Aussendung empört.
Der Jurist Vural zeigte sich in einer Aussendung empört. © (c) APA/GEORG HOCHMUTH (GEORG HOCHMUTH)

Sozialdemokraten halten Aussage für "inakzeptabel"

Auch die SPÖ übte an den Aussagen von FPÖ-Chef Norbert Hofer scharfe Kritik. "Hofers herabwürdigende Aussagen und skandalösen Vergleiche gegenüber der islamischen Religionsgemeinschaft sind vollkommen inakzeptabel", sagte SPÖ-Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch am Mittwoch in einer Aussendung.

Der SPÖ-Geschäftsführer fordert vom Dritten Nationalratspräsidenten eine Entschuldigung für seine "diffamierenden Provokationen". Die

Ibiza-Affäre und mutmaßlichen Drogenskandale rund um den ehemaligen Klubobmann Johann G." hätten der FPÖ "offenbar derart zugesetzt, dass sie aus ihrer politischen Bedeutungslosigkeit nur mehr durch den Rückfall in ganz alte Muster Aufmerksamkeit erregen kann: Spalten, Diffamieren und Hetzen,

so Deutsch, der dies für "bedauernswert" hält.

Die neue Partei der ehemaligen Nationalratsabgeordneten Martha Bißmann, die Liste SÖZ (Soziales Österreich der Zukunft), brachte gegen FPÖ-Chef Hofer eine Sachverhaltsdarstellung wegen des Verdachts der Herabwürdigung religiöser Lehren sowie der Verhetzung ein. Die Partei SÖZ habe am Mittwoch eine entsprechende Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft Wien übermittelt, gab Bißmann bekannt. Dort konnte man die Anzeige gegenüber der APA vorerst nicht bestätigen.