Die Beschränkung des öffentlichen Lebens, die zunehmende Verlagerung ins Home Office und die schwierige wirtschaftliche Lage haben eine weitere Auswirkung - sie lässt die Zahl der Fälle von häuslicher Gewalt im Land steigen.

Um dem entgegenzuwirken, präsentierten Frauenministerin Susanne Raab (ÖVP) und Justizministerin Alma Zadic (Grüne) eine "Offensive gegen häusliche Gewalt".

Raab begann damit, dass es nun wichtig sei, zuhause zu bleiben. Dennoch bedeute das für viele Frauen "Gefahren, die sich aus dieser Ausnahmesituation ergeben". Die Gefahr von häuslicher Gewalt in physischer und psychischer Form erhöhe sich derzeit vielfach, jede fünfte Frau in Österreich sei "schon unter normalen Bedingungen" in Österreich einer solchen Gewalt ausgesetzt. Ihr sei es nun wichtig, zu sagen: "Keine Frau im Land wird damit jetzt allein gelassen."

Deshalb habe sie nun neue Maßnahmen sowie eine Informationsoffensive geplant. Die Helpline unter der Nummer 0800 222 555 sei "rund um die Uhr für alle Frauen erreichbar", die Helpline sei nun finanziell und personell aufgestockt worden. Zudem stehe das Gesprächsangebot mehrsprachig zur Verfügung. "Jede Frau, die jetzt Angst hat, von Gewalt bedroht zu sein, soll dort anrufen." Wer akut betroffen ist, müsse hingegen die Polizei rufen.

"Quarantäne kein rechtsfreier Raum"

Weil das Telefonieren in der gleichen Wohnung oft schwer sei, gebe es auch einen Online-Chat, in dem man Hilfe suchen kann. Erreichbar sei dieser unter dem Link www.haltdergewalt.at. "Häuslichkeit und Quarantäne sind kein rechtsfreier Raum, wir gehen mit voller Härte gegen jene vor, die Frauen und Kinder gefährden." Dagegen werde weiterhin "mit der vollen Härte des Gesetzes" angegangen.

Das gesamte Angebot für Frauen werde in den nächsten Tagen online und über alle anderen Kanäle ausgespielt, entsprechende länderspezifische Broschüren werden künftig in den Super- und Drogeriemarktketten aufliegen. Aktuell beobachte man noch keinen Anstieg in den Frauenhäusern, bei einer möglichen Überfüllung sei es an den Ländern, nach Alternativen zu suchen und andere Präventionsmaßnahmen zu treffen. In den kommenden Tagen werde man auch Förderungen für andere Fraueneinrichtungen prüfen.

Wegweisungen weiterhin möglich

Justizministerin Zadic sprach von einer "großen Dunkelziffer", was häusliche Gewalt betrifft. In den nächsten Wochen werde es zu mehr Kontakt zu Polizei und Gerichten geben, die entsprechende Gewalt zum Inhalt haben. "Wir müssen jetzt gewährleisten, dass der Schutz der Frauen auch in Zeit der Krise gewährleistet ist."

Obwohl der direkte Kontakt bei den Gerichten aktuell beschränkt sei, bleiben Rufbereitschaft und Journaldienst weiterhin aufrecht. Zudem bleibe auch die Maßnahme der Wegweisung aufrecht, der Gefährder könne auch derzeit wo anders hingebracht werden. Sollte sich dieser in Quarantäne befinden, werden die Gesundheitsbehörden entscheiden, wo der Gefährder hingebracht wird.

Binnen zwei Wochen müssen Opfer eine einstweilige Verfügung gegen den Gefährder beantragen, das entsprechende Formular werde von der Polizei bereits beim Einsatz mitgenommen. So müssen Frauen dafür nicht das Haus verlassen. An die Bevölkerung appelliert Zadic, sich gemeinsam zu schützen und gegebenenfalls auch der Nachbarin zu helfen.