Als Mireille Ngosso im Frühjahr 2018 zur stellvertretenden Bezirksvorsteherin der Inneren Stadt wird, schlägt der gebürtigen Kongolesin blanker Hass entgegen. Nun wurde die Ärztin von ihren eigenen Genossen abgewählt, für sie als Listenerste fand sich keine Mehrheit. Damit brodelt es in der Wiener SPÖ weiter. Ein Gespräch über Enttäuschung und Ablehnung aus den eigenen Reihen.

Nach zwei Jahren im Amt haben Sie Ihre Genossen abgewählt. Hat Sie das überrascht?

MIREILLE NGOSSO: Ja sehr, damit habe ich nicht gerechnet. Das Ergebnis ist zu akzeptieren, das gehört in einer Demokratie dazu. Aber ich hätte wirklich nicht gedacht, dass das so ausgeht. Ich finde das schade.

Wie erklären Sie sich das Ergebnis?

Es gibt einfach Leute, die nicht gut finden, was man tut. Ich werde jetzt drüber nachdenken, was nicht gut gelaufen ist. Ich möchte dazu auch ein Gespräch mit der Partei führen.

Manche Genossen werfen Ihnen vor, Sie seien im Bezirk nicht aktiv genug gewesen. Können Sie diese Kritik nachvollziehen?

Naja, als ich diese Position angekommen habe, war allen klar, dass ich weiterhin als Ärztin tätig sein werde. Das war de Facto auch nie ein Problem, ich habe jedenfalls nichts in diese Richtung gehört. Ich wäre auch nicht bereit, den Beruf für die Politik aufzugeben, ich bin sehr gerne Ärztin. Ich habe mich jedenfalls sehr für diesen Bezirk eingesetzt.

Sind Sie von Ihren Genossen enttäuscht?

Natürlich ist man enttäuscht, ich war nach der Abstimmung wirklich traurig. Ich werde deshalb die Partei aber nicht verlassen, die Sozialdemokratie war immer meine politische Heimat.

Sie waren als erste afroösterreichische Politikerin in einem höheren Amt vielen Anfeindungen ausgesetzt. Auch in Ihrer eigenen Partei?

Die Wiener SPÖ ist eine große Partei, die die Gesellschaft repräsentiert. Und deshalb gibt es auch hier Menschen, die das nicht so leiwand finden, dass eine schwarze Frau dieses Amt ausübt. Das habe ich auch zu spüren bekommen. Aber es sind auch viele hinter mir gestanden.

Ihre Tätigkeit sollte Vorbildwirkung haben. Was bedeutet Ihr Abgang für die Wiener SPÖ?

Ich hoffe sehr, dass sich die Leute davon nicht abbringen lassen, in die Partei einzusteigen. Ich werde jedenfalls meinen Weg machen und mich weiter ehrenamtlich engagieren.