Die USA sollen es in der Nacht des Drohnenangriffs auf den iranischen Top-General Qassem Soleimani übereinstimmenden US-Medienberichten zufolge nicht nur auf ihn abgesehen gehabt haben. Ein geplanter Angriff auf einen anderen iranischen Kommandanten im Jemen sei allerdings fehlgeschlagen, berichtete am Freitag zunächst die "Washington Post" unter Berufung auf vier namentlich nicht genannte US-Beamte und später auch der TV-Sender CNN unter Berufung auf zwei Insider.

Der "Washington Post" zufolge soll die streng vertrauliche Operation einem Befehlshaber der iranischen Quds-Brigaden gegolten haben, die Soleimani angeführt hatte. Demnach ist Abdul Reza Shahlaei bei den Quds-Brigaden für Finanzen zuständig. Die Quds-Brigaden gehören zu den Revolutionsgarden (IRGC), einer Eliteeinheit der iranischen Streitkräfte.

Die Angriffe auf Soleimani und Shahlaei sollen der "Washington Post" zufolge in etwa zur gleichen Zeit angeordnet worden sein. Da die Operation gegen Shahlaei nicht zum gewünschten Erfolg geführt habe, habe die US-Regierung diese nicht bekanntgegeben, führte die Zeitung weiter aus. Weder das US-Verteidigungsministerium oder das Außenministerium, noch das Weiße Haus hätten die Operation kommentieren wollen.

Kettenreaktion ausgelöst

Die gezielte Tötung Soleimanis hatte am Persischen Golf eine Kettenreaktion ausgelöst und ist nicht unumstritten. Washington begründet sie damit, dass Soleimani bevorstehende Angriffe auf US-Bürger geplant habe. US-Präsident Donald Trump sagte am Donnerstag, Soleimani habe mehrere US-Botschaften im Visier gehabt. Bei einem Vergeltungsschlag in der Nacht zum Mittwoch feuerte der Iran mehrere Raketen auf von US-Soldaten genutzte Stützpunkte im Irak. Es wird vermutet, dass ein iranischer Raketenbeschuss in derselben Nacht versehentlich den Absturz eines ukrainischen Flugzeugs mit 176 Toten verursacht hat.

Keine Flüge

Die europäische Flugsicherheitsbehörde EASA rät nach dem Absturz eines ukrainischen Flugzeugs bei Teheran von Flügen über den Iran ab. Zuvor hatte die EASA bereits empfohlen, Flüge über den Irak zu vermeiden. Die EASA erklärte, sie arbeite weiter mit der EU-Kommission und den nationalen Behörden an einer Analyse der Lage und der Festlegung von Maßnahmen für einen sicheren Luftverkehr in der Region. Die AUA hat die Teheran-Flüge vorläufig bis 20. Jänner eingestellt.

Klärung der Ursache

Die Ukraine und Kanada setzen sich laut dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenskij für eine objektive Untersuchung der Absturzursache der Passagiermaschine bei Teheran ein. "Es sollte keine Spekulationen über die Tragödie geben", erklärt Selenskij auf Twitter nach einem Gespräch mit dem kanadischen Premierminister Justin Trudeau. Die Ukraine und Kanada würden alle möglichen Maßnahmen ergreifen, um objektive und umfassende Ermittlungen zu ermöglichen.

Kanada hatte als eines der ersten Länder offiziell den Verdacht geäußert, dass das Flugzeug vom Iran versehentlich abgeschossen worden sei. Die Maschine war unter anderem mit vielen Kanadiern an Bord auf dem Weg nach Kiew.