Für die FPÖ scheint die Sache klar zu sein und auch die meisten Polit-Beobachter sind sich einig: Der gefallene Ex-FPÖ-Parteichef Heinz-Christian Strache drängt zurück auf die politische Bühne. Den Weg dorthin soll ihm „Die Allianz für Österreich“ (DAÖ) ebnen, jener neue Wiener Rathausklub, der von drei abtrünnigen FPÖ-Mandataren gegründet wurde, die sich offen als glühende Strache-Fans präsentieren. Zwar will sich dieser bisher nicht öffentlich festlegen, ob er den Klub als Spitzenkandidat im Wien-Wahlkampf 2020 anführen wird. In Interviews und einem Facebook-Video macht er jedoch keinen Hehl daraus, darüber ernsthaft nachzudenken.

„Nach Tausenden Vorzugsstimmen beim EU-Wahlkampf und mit seinem Charisma hätte Strache mit dem neuen Klub auf jeden Fall Chancen, die notwendige Fünf-Prozent-Hürde zu überspringen“, erklärt Politikwissenschaftlerin Kathrin Stainer-Hämmerle. Aber: „Sich in Ibiza- und Spesenaffäre lediglich als Opfer darzustellen, wird zu wenig sein, um einen Wahlkampf zu führen. Da braucht es schon eine bessere Erklärung – und deutlich mehr politische Inhalte.“

"Der Wähler ist vergesslich"

Eines komme Strache aber entgegen: „Der Wähler ist nun einmal vergesslich. Sollten die Ermittlungen gegen Strache ins Leere laufen, könnte die Unterstützung wieder groß sein.“ Was die Finanzen angeht, sieht die Expertin jedoch einen möglichen Stolperstein. „Es wird sich zeigen, wie viel Geld Strache und seine Unterstützer wirklich für den Wahlkampf sammeln können. Denn billige Wahlkämpfe sind Straches Sache nicht.“

Wiens FPÖ-Chef Dominik Nepp versucht indes, Ruhe in seine aufgewühlte Landespartei zu bringen. Er wolle nun nach vorne blicken, das Kapitel Strache sei endgültig abgeschlossen. So einfach wird das aber nicht gehen, sagt der Meinungsforscher und Politwissenschaftler Peter Hajek. „Nepp hat nun alle Hände voll damit zu tun, die Partei zu einen. Denn es gibt sicher mehr Unzufriedene dort als jene drei, die ausgetreten sind.“

Gelingt Nepp die Einigung nicht und sinkt die FPÖ in den kommenden Monaten weiter in den Umfragen, „dann wackeln die Mandate einiger Funktionäre. Und Strache winkt ihnen dann zu mit einer Möglichkeit, bleiben zu dürfen.“ Weitere Abgänge seien dann vorprogrammiert, sagt Hajek.

"Die Mutter aller Schlachten"

In der Bundespartei gibt man sich betont unbeeindruckt von den Entwicklungen in der Hauptstadt. Drei Mandatare weniger werde man verkraften können und von der einstigen Strahlkraft Straches sei nach Ibiza- und Spesenaffäre ohnehin nichts mehr übrig, heißt es dort. Sollte Strache nach der Wien-Wahl jedoch wieder im Gemeinderat Platz nehmen dürfen, werde sich das laut Hajek auch klar auf die Bundespartei auswirken. „Dann hat er eine Bühne, die er sicher gekonnt nutzen würde. Auf ihr wird er sich auch zu Bundesthemen äußern – und die FPÖ wohl auch offen kritisieren.“

Antritt bei der Wahl und Einzug der DAÖ hin oder her, Strache werde die Freiheitlichen bei der bevorstehenden Wahl ohnehin zahlreiche Stimmen kosten, prophezeit Hajek. „Es könnte auch sein, dass sich einige Wähler von Strache und der FPÖ ganz abwenden und diesmal ihr Kreuz bei der ÖVP oder der SPÖ setzen.“ Damit ist für den Politikwissenschaftler klar: „Die Mutter aller Schlachten wird im Herbst in Wien stattfinden.“