Die ÖVP wird die 73 Mandate, die ihr im vorläufigen Nationalratswahl-Ergebnis ausgewiesen werden, letztlich nicht bekommen. Mit der Auszählung der ausständigen rund 952.000 Briefwahlstimmen wird sie eines, vermutlich sogar zwei davon verlieren, prognostizieren ARGE Wahlen und die ORF-Hochrechner SORA. Denn mittlerweile zählt die ÖVP nicht mehr zu den Briefwahl-Profiteuren, verwies Franz Sommer auf die EU-Wahl.

Wie immer schon profitieren werden laut den Briefwahlprognosen die Grünen: Sowohl SORA als auch ARGE Wahlen gehen davon aus, dass sie letztlich nicht nur 23, sondern 26 Mandate haben werden. Wie ebenfalls üblich wird die FPÖ noch etwas mehr verlieren: ARGE Wahlen geht davon aus, dass sie letztlich nur mehr 32 Nationalratssitze haben wird, SORA rechnet mit 30 - und sieht dieses eine Mandat zu NEOS wandern.

Grüne dürften durch Briefwähler noch zulegen

Die ÖVP kam bei den Urnenwählern auf 38,35 Prozent. Die Briefwähler dürften aber nur zu 33,5 Prozent türkis gewählt haben, schätzt die ARGE Wahlen. Das macht in Summe 37,4 Prozent und nur mehr 71 (nicht 73) Mandate. SORA sieht die ÖVP letztlich noch ein wenig tiefer, bei 37,1 Prozent, aber auch mit 71 Mandaten.

Dass die ÖVP - die früher nach Auszählung der Briefwahl immer etwas besser dastand als am Wahlsonntag - nunmehr durch die Briefwahl Einbußen erleidet, hat zwei Gründe, erklärte Franz Sommer (ARGE Wahlen) der APA: Einerseits hat sich die Struktur der Briefwähler mit deren starkem Anwachsen verändert. Sie wird vor allem im städtischen Raum praktiziert - und da ist die ÖVP vergleichsweise schwächer als am Land.

Verschiebungen von der FPÖ zur ÖVP

Und diesmal kam, ähnlich wie bei der EU-Wahl, noch ein Zeit-Effekt dazu: In der letzten Woche vor der Wahl gab es (wohl ausgelöst durch die da erst bekannt gewordene Spesenaffäre rund um Heinz-Christian Strache) Verschiebungen von der FPÖ zur ÖVP. Sehr viele Briefwähler werden ihre Stimmen allerdings schon früher abgegeben haben - noch unbeeinflusst von diesen letzten Entwicklungen. Ähnlich war es schon bei der EU-Wahl im Mai: Da wurde in der Woche vor der Wahl bekannt, dass die SPÖ einen Misstrauensantrag gegen Kanzler Sebastian Kurz plant.