Schriftsteller Michael Ziegelwagner ist kein Unbekannter. Mit seinem satirischen Roman "Der aufblasbare Kaiser" rund um unverbesserliche Monarchie-Fans in Österreich war der 1983 in St. Pölten geborene ehemalige Redakteur des Satiremagazins "Titanic" auf die Longlist für den Deutschen Buchpreis 2014 gekommen.

In seinem von Leo Riegel illustrierten neuen Büchlein erzählt er die jüngeren Entwicklungen der heimischen Innenpolitik im Stil der erfolgreichen britischen Kinderbuchautorin Enid Blyton (1897-1968) nach. Ihre in über 700 Büchern angewandte typische Erzählweise wurde immer wieder parodiert - zuletzt etwa in "Fünf Freunde essen glutenfrei" des englischen Humoristen Bruno Vincent.

Fünf Freunde umfasst die Bande des ehrgeizigen Sebastian allerdings nicht. Zwei müssen genügen, um seine Aufstiegsträume zu verwirklichen: der aus reichem Haus stammende kunstsinnige Gernot mit seinem typischen Künstlerschal und die patente schwarzhaarige Elisabeth, die am liebsten Bäuerin wäre und von einem eigenen Pferd träumt. Weil den alten Lehrern der aalglatte Streber deutlich sympathischer ist als die drei Klassenrowdys Herbert, Norbert und Rohbert gelingt Sebastians Aufstieg in der Schulhierarchie mit milder väterlicher Unterstützung. Auch wenn die Analogien mitunter ein wenig bemüht wirken: In der Art, wie sich Sebastian bei einer überraschenden Mathematik-Prüfung mit vielen, leeren Worten glänzend aus der Affäre zieht oder seinen Klassensprecher-Wahlkampf in der "Oberprima" organisiert, gelingt es Ziegelwagner tatsächlich, den Ton zu treffen.

Weil der Autor nach knapp hundert Seiten merkt, dass seine Idee für ein ganzes Buch vielleicht doch zu wenig tragfähig ist, zeigt er als Draufgabe, dass er auch anders kann und wechselt zu einer anderen erfolgreichen Kinderbuchserie: Dann gleicht Schloss Ballhausplatz mit einem Mal dem Hogwarts-Internat, dann weiht der vis-à-vis wohnende, dauerrauchende alte Schuldirektor Albux Vandebore Sebastian in das Geheimnis von dessen s-förmiger Stirnnarbe ein und warnt den jüngsten Bewerber um das hohe Amt des Schulsprechers eindringlich vor den bösen "Berten": "Auf dir lastet große Verantwortung! Erspare mir die Schmach, einen der Lümmel angeloben zu müssen..."