Erstmals seit seinem im Mai 2017 verkündeten Rückzug von der Politik ist Reinhold Mitterlehner wieder öffentlich aufgetreten. Bei einer Pressekonferenz mit dem grünen Landesrat Rudolf Anschober, Ex-ÖVP-Generalsekretär Ferry Maier, Baugewerkschafter Josef Muchitsch und Katharina Stemberger übt der Ex-Vizekanzler am Freitag Kritik an der von der Koalition verordneten Abschiebung von Asylwerbern, die eine Lehre absolvieren.

Im Gespräch mit der Kleinen Zeitung versucht Mitterlehner den Eindruck zu zerstreuen, er räche sich an seinem Nachfolger für die erlittene Schmach vor bald eineinhalb Jahren sowie den Umstand, dass er beim Postenkarussell in der Nationalbank leer ausgegangen ist. „Da hätte ich schon viele Gelegenheiten gehabt. Mir geht es um die Sache.“ Um dem hinzuzufügen: „Ich bin bestens aufgelegt. Haben Sie einen anderen Eindruck?“ Die sichtlich verlockende Einladung in die ZiB 2  verwirft er dann doch. „Ich habe kein Interesse, als Serienkommentator aktiv zu werden.“

Andererseits wolle er sich nicht den Mund verbieten lassen. Dass die FPÖ die Kritik von IV-Präsident Georg Kapsch am Innenminister mit dem Argument, das gehe diesen nichts an, abgetan habe, bringt Mitterlehner auf die Palme. Im Übrigen scheue er sich nicht, Türkis-Blau auch Rosen zu streuen – etwa beim 12-Stunden-Tag: „Das war ziemlich genau, was ich mit Christian Kern ausgemacht hatte.“

Mitterlehner, der weiterhin in Wien lebt, hat eine Beratungsfirma gegründet und sitzt in diversen Bei- und Aufsichtsräten. Ob er in die Fußstapfen von Alfred Gusenbauer treten will, der keine Berührungsängste im Keilen von Auftraggebern besitzt? „Ich habe nicht vor, abzuheben.“