"Ich befinde mich in gar keinem Kampf", widerspricht Buchautor und Schuldirektor Niki Glattauer der Wiener Lehrerin Susanne Wiesinger, die in ihrem jüngsten Buch den "Kulturkampf im Klassenzimmer" beschreibt. Glattauer im Interview mit dem "Kurier": "Erstens lasse ich mir als Schuldirektor von einer Handvoll pubertierender, testoterongesteuerter Halbwüchsiger keinen Kampf aufzwingen, und zweitens sind Menschen anderer Religion oder Muttersprache für mich noch keine Kampfansage. Der Bub hinter dem 'Kultur-Krieger' ist in der Regel ein fester Depp der an seiner Ich-Identität arbeitet."

Zu der auch von Wiesinger vertretenen Idee einer besseren Aufteilung der Muslime auf die Schulen stellt Glattauer, ein überzeugter Vertreter der gemeinsamen Schule für alle bis 14,  fest, es sei "schon lustig", dass die, die das Entstehen der Ghettoschulen jetzt von jenen mit Empörung quittiert werde, die für das Entstehen von Ghettoschulen "mitverantwortlich" seien. "Helfen würden gemischte Schulklassen und ein verpflichtender, gemeinsamer Religionen- und Ethikunterricht für alle, und zwar nach einem Curriculum, das die Schulbehörde erstellt, mit jüdischen, christlichen, moslemischen und meinetwegen buddhistischen Vortragenden."

Der Livestream vom Kleine-Zeitung-Salon mit Susanne Wiesinger zum Nachschauen:

Humor und "dicke Eier"

Humor und "dicke Eier" seien die bessere Waffe als das Anprangern der Schulbehörde, die viele Fehler mache, aber nicht die Probleme negiere, betont Glattauer im Interview mit dem "Kurier". "Wenn mir ein Kind sagt, es kann in Musik nicht mitsingen, weil bestimmte Liedtexte 'haram' (verboten) sind, dann muss ich seine Eltern herholen und sagen, das geht nicht. Aus. Sie werden sehen, wie schnell das Kind mitsingt wenn ich seinen Eltern klarmache, dass es sonst einen gratis Schulplatz verliert. Ein Vater, der einer Lehrerin die Hand verweigert: Ein No-Go. Eine Mutter, die vollverschleiert zum Elternsprechtag kommt: No-Go."

Detto Schwimmkurs-Befreiungen, Prüfungsbefreiungen wegen des Ramadan, Boykott der Nikolo-Feier. "In österreichischen Schulen müssen österreichische Traditionen, Normen und Regeln gelten und weder chinesische, noch amerikanische, noch türkische."

"Zirkus" um Deutschförderklassen

Entspannt auch Glattauers Haltung zu Deutsch und Kopftuch. Der "Zirkus um Deutschförderklassen" wäre obsolet, würde man Nachhilfeinstitute oder Volkshochschulen dazu anhalten, nachmittags Deutschstunden anzubieten, nach der Schule, nicht statt der Schule".

Und so manche Kopftuchträgerin in der Klasse sei selbstbewusster und feministischer als alle anderen. Aber wenn ein Mädchen gezwungen werde, ein Kopftuch zu tragen, müsse man handeln. "Jede Form von Bekleidungspolizei in der Schule gehört abgestellt. Aber wie gesagt , jede, auch die von oben."