Wer auf dem von Markus Wilhelm betriebenen Blog „dietiwag.org“ erwähnt wird, hat wenig zu lachen. Der Tiroler deckt seit Jahren Korruption und Filz in seinem Bundesland auf. Jüngstes Beispiel: das Fake-Gewinnspiel des Tiroler ÖVP-Abgeordneten Dominik Schrott. „Ich hatte Schrott schon lange auf meiner Liste und wusste: Der kommt schon noch einmal in meine Gasse, wie der Wiener so schön sagt“, erklärt der 62-Jährige.

Von Schrotts Machenschaften habe er über einen alten Bekannten aus der Schule erfahren. Dass Schrott dank seiner Enthüllungen nun dessen Mandat niedergelegt hat, ist für den Ötztaler aber keine Genugtuung. „Ich konnte die ÖVP und Kanzler Kurz ein wenig aufrütteln, das ist wichtig. Aber am System wird sich wenig ändern“, sagt Wilhelm, der auf einem Bauernhof lebt, nachdenklich. „Für einen Schrott wachsen wieder zwei neue nach.“ Aufatmen kann der aus der Politik scheidende Kurz-Vertraute zudem noch nicht. „Ich hab’ noch etwas zum Thema Schrott, das werde ich in den nächsten Wochen veröffentlichen.“ Worum es sich dabei handelt, will Wilhelm nicht verraten.

Klagen von Haselsteiner und Kuhn

Vor der Causa Schrott sorgte der Blogger mit seinen Enthüllungen über die Festspiele Erl für Aufsehen. Dabei wurden schlechte Arbeitsbedingungen mit Lohndumping sowie Vorwürfe der sexuellen Belästigung durch Gustav Kuhn, dem Gründungsintendanten der Klassikfestspiele, bekannt. „An Erl habe ich vier Jahre gearbeitet, zwischendurch hab’ ich es aber immer wieder liegengelassen“, erzählt Wilhelm. „Als dann aber die MeToo-Debatte aufkam, wusst ich: wenn, dann jetzt.“ Der Tiroler wird seitdem mit Klagen zugedeckt, neben Kuhn klagt auch Festspielpräsident und Unternehmer Hans Peter Haselsteiner – unter anderem auf Unterlassung und Kreditschädigung. „Ich glaube, der Haselsteiner weiß einfach nicht, was ich so mache – zu seiner Verteidigung.“

Warum legt sich der Ötztaler immer wieder mit den Mächtigen an? „Ich glaube, das liegt in meiner DNA. Ich bin einfach zach und ausdauernd.“ Auf seiner Liste stehen noch viele Namen, „einer kommt immer“. Um sich die Prozesse leisten zu können, die ihm seine Aufdecker-Geschichten einbringen, sammelt Wilhelm immer wieder Spenden. „Ich habe Glück, dass es Leute gibt, die bei den Gerichtskosten helfen wollen.“ Er selbst brauche nichts. Der Blogger verdient mit seinen Enthüllungen kein Geld, er lebt davon, Fremdenzimmer auf seinem Bauernhof zu vermieten.

Inzwischen ist Markus Wilhelm zum „Ombudsmann von Tirol“ geworden, wie er sagt. „Die Leute kommen mit allem zu mir: vom Nachbarschaftsstreit bis hin zu brisanten Informationen.“ Er könne sich einfach nicht um alles kümmern. Warum tut er sich diese Arbeit überhaupt an? „Weil korrupte Machenschaften aufgedeckt gehören. Aber Spaß muss es mir auch machen. Und das tut es.“