In der ÖVP-Arbeitnehmerorganisation ÖAAB herrscht Unruhe. Grund dafür ist das von ÖVP und FPÖ beschlossene Arbeitszeitgesetz sowie die hastige Umsetzung der neuen Arbeitszeitregeln, die ab September die Möglichkeit des Zwölf-Stunden-Tags vorsehen. In der Tageszeitung "Die Presse" kritisieren deshalb mehrere ÖVP-Gewerkschafter ÖAAB-Obmann August Wöginger und ÖVP-Generalsekretär Karl Nehammer.

Karl Kapplmüller, Chef der ÖVP-Gewerkschafter (FCG) bei den Metallern, kündigte gar seinen Austritt aus dem ÖAAB an. "Ich werde meinen Mitgliedsbeitrag nicht mehr bezahlen", sagte Kapplmüller der Tageszeitung. In seinem Bezirk in Perg in Oberösterreich hätten bereits viele Enttäuschte den ÖAAB verlassen, viele weitere würden folgen. Die Stimmung bei den schwarzen Arbeitnehmervertretern sei durchwegs schlecht.

Kritik an Wöginger

Unzufrieden zeigte sich der Christgewerkschafter vor allem mit ÖVP-Klubobmann und ÖAAB-Obmann Wöginger. "Er ist für mich die große Enttäuschung. Dass sich einer in der Politik so ändern kann und als ÖAAB-Chef hauptsächlich nur mehr Arbeitgeberinteressen vertritt, ist ein Wahnsinn."

Ihren Unmut äußerten auch Reinhard Bödenauer, stellvertretender Bundesgeschäftsführer der Gewerkschaft der Privatangestellten und ebenfalls FCG-Bundesgeschäftsführer, sowie der schwarze Tiroler Arbeiterkammer-Präsident und AAB-AK-Fraktionschef Erwin Zangerl. Man stehe "vor der mutwilligen Zerstörung unserer Gesellschaft, unseres Familien-, Vereins- und Soziallebens", warnte Zangerl, der zuletzt wiederholt Kritik an der ÖVP-Führung geübt hatte.

ÖAAB-Chef Wöginger war für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Er ist derzeit auf Urlaub. Der aus dem ÖAAB kommende ÖVP-Generalsekretär Nehammer wollte die Stimmungslage im Arbeitnehmerbund nicht kommentieren.