Kurz vor dem Jahreswechsel 2024/25 war die politische Welt in Österreich noch eine andere. Der Bundeskanzler hieß Karl Nehammer (ÖVP), gemeinsam mit Werner Kogler (Grüne) stand er an der Spitze der scheidenden türkis-grünen Bundesregierung.
Drei Monate und zwei gescheiterte Verhandlungsrunden später wurde die schwarz-rot-pinke Koalition angelobt – und für so manches ehemaliges Regierungsmitglied begann ein neuer Lebensabschnitt abseits der Spitzenpolitik.
So auch für Nehammer selbst, der im Jänner 2025 seine politischen Ämter zurücklegte. Zum Trost gab es einen Top-Job mit Top-Gehalt: Seit September ist der ehemalige Regierungschef Vizepräsident der Europäischen Investitionsbank.
Kogler übergab an Gewessler
Kogler gehört dagegen weiterhin dem Nationalrat an, auch wenn er die grüne Parteiführung mittlerweile an die frühere Klimaschutzministerin Leonore Gewessler übergeben hat. Indes wechselte Ex-Außenminister und Kurzzeit-Kanzler Alexander Schallenberg an die Spitze einer neuen Denkfabrik zur Zukunft Europas, Ex-Wirtschaftsminister Martin Kocher ist nun Direktor der Oesterreichischen Nationalbank. Die frühere Frauenministerin Susanne Raab (ÖVP) legte ihr Nationalratsmandat im September zurück, mit Jahreswechsel übernimmt sie die Leitung des Migrations-Thinktanks ICMPD von Michael Spindelegger. Den Grünen verbunden blieb Ex-Gesundheitsminister Johannes Rauch, er leitet jetzt deren Parteiakademie.
Ihren Abschied aus der Politik hatte auch die frühere Verfassungsministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) bereits angekündigt und plante eine Zukunft als Anwältin. Als sich Salzburgs Landeschef Wilfried Haslauer zurückzog und sein designierter Nachfolger Stefan Schnöll doch nicht nachfolgen wollte, tat sich allerdings eine unerwartete Karrieremöglichkeit auf: Edtstadler wurde Landeshauptfrau.
Drexler kehrte Politik den Rücken
Tatsächlich ein Jahr des politischen Abschieds war 2025 für Christopher Drexler: Auf das enttäuschende Ergebnis der Landtagswahl Ende 2024 folgte für den abgewählten Landeshauptmann ein Intermezzo als Zweiter Landtagspräsident, dann der Wechsel in das Gesundheitsunternehmen Sanlas-Holding.
In Tirol hatte bereits im Vorjahr ein Jagdausflug mit dem tief gefallenen Signa-Gründer René Benko Georg Dornauer um sein Amt als Landeshauptmannstellvertreter gebracht. Heuer folgte der Ausschluss aus Partei und Landtagsklub, der rote Rebell wurde zum wilden Abgeordneten. Trotzdem dürfte Dornauer mit Freude auf das neue Jahr blicken, Gerüchten zufolge ist eine Hochzeit mit „Exxpress“-Herausgeberin Eva Schütz geplant, auch mit einer eigenen Partei soll Dornauer liebäugeln.
Kaiser startete Abschied auf Raten
Ebenfalls in Raten, allerdings freiwillig, startete Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) 2025 seinen Rückzug: Die Parteiführung hat er bereits an Daniel Fellner übergeben, im kommenden Jahr soll der Abschied als Landeshauptmann folgen. Indes macht ein roter Amtskollege trotz angeschlagener Gesundheit keine Anstalten, aus dem Amt zu scheiden: Nach der Wahl im Jänner sitzt Hans Peter Doskozil im Burgenland fest im Sattel, daran änderte auch die Kandidatur des Beinahe-Bundespräsidenten Norbert Hofer (FPÖ) nichts. Letzterer wird der Politik im Jänner den Rücken kehren und unter anderem beim Grazer Unternehmen Emerald Horizon AG andocken.
In Wien hoffte wiederum die ÖVP vergeblich auf die Möglichkeit einer Regierungsbeteiligung und musste stattdessen ihren Landesparteichef austauschen. Dass Karl Mahrer auch noch in der Causa um die insolvente Immobilienentwicklungsgesellschaft Wienwert angeklagt ist, dürfte seine Position an der Spitze zumindest nicht gestärkt haben.
Mahrer: Ärger um WKO-Gehälter
Gehen musste im November auch ein Namensvetter: Die Aufregung um geplante Gehaltserhöhungen in der Wirtschaftskammer brachten deren Präsidenten Harald Mahrer in die Bredouille, schließlich trat der Mann, der einst für eine Vielzahl an Ämtern bekannt war, erst als Präsident der Nationalbank, dann auch als WKO-Präsident zurück.
Ebenfalls im Herbst verabschiedete sich die bekannte pinke Abgeordnete Stephanie Krisper aus der Politik. Die Neos hätten ihre Haltung zu Krispers „Herzensthemen“ zu stark verändert, begründete sie. Nicht nur Niederlagen, sondern auch vermeintliche Erfolge, wie die Regierungsbeteiligung der eigenen Partei, können manchmal den Appetit auf die Politik verderben.