Neues Jahr, neues Personal. In vielen Unternehmen – von global bis national – stehen mit dem Jahreswechsel bzw. im Verlauf des Jahres 2026 maßgebliche Veränderungen in den Chefetagen an. Mitunter von langer Hand vorbereitet, bisweilen aber auch überraschend und kurzfristig.

Eher in Kategorie zwei fällt der Aufstieg von Meg O‘Neill an die Spitze des britischen Energieriesen BP. Der Verwaltungsrat hat die 55-jährige US-Managerin Mitte Dezember zur neuen Konzernchefin ernannt. Sie wird im April das Ruder übernehmen. Die Personalentscheidung sorgte weltweit für Aufsehen, weil mit O‘Neill – zum ersten Mal überhaupt – eine Frau die Führung eines globalen Top-5-Ölriesen übernimmt. An Expertise mangelt es der Absolventin der Elite-Technik-Uni MIT (Chemieingenieurwesen, Ozeanografie) freilich nicht. Seit April 2021 lenkt sie das australische Öl- und Gasunternehmen Woodside Energy. Zuvor war O‘Neill mehr als 23 Jahre beim US-Ölkonzern ExxonMobil tätig.

Meg O‘Neill wird im April neue BP-Konzernchefin
Meg O‘Neill wird im April neue BP-Konzernchefin © Woodside Energy

Die wahrscheinlich spektakulärste Zepter-Übergabe steht indes bei Berkshire Hathaway unmittelbar bevor. Die Holdinggesellschaft, die als Mischkonzern Mehrheitsbeteiligungen sowie Anteile an mehr als 80 der teils bedeutendsten Unternehmen der Welt hält, wurde seit 1970 von Investoren-Legende Warren Buffett gelenkt. Er schuf ein Vehikel, das zuletzt einen Jahresumsatz von fast 372 Milliarden US-Dollar, einen Nettogewinn von knapp 90 Milliarden Dollar und eine Marktkapitalisierung von aktuell rund 930 Milliarden Dollar auswies. In die Fußstapfen des mittlerweile 95-jährigen Warren Buffett wird ab Jahresbeginn Gregory „Greg“ Abel (63) treten. Der gebürtige Kanadier wurde von Buffett bereits 2021 als designierter Nachfolger „geoutet“. Beim berühmten Aktionärstreffen in Omaha sagte Abel heuer im Mai, dass er die neue Position „mit Demut und Dankbarkeit angehen“ werde. Abel, der seit rund 25 Jahren Managementpositionen bei Berkshire einnimmt, ist seit 2018 in der zentralen Rolle des stellvertretenden Verwaltungsratschefs, in der er fast alle operativen Bereiche verantwortete.

Greg Abel und Warren Buffett

Auch bei einer der wichtigsten Beteiligungen, der Coca-Cola Company, an der Berkshire knapp 9,3 Prozent hält, übernimmt 2026 übrigens ein neuer Chef: Nach neunjähriger Amtszeit übergibt James Quincey den Vorstandsvorsitz Ende März an Henrique Braun, der derzeit noch für das operative Geschäft des Konzerns zuständig ist. Braun ist bereits seit 1996 für Coca-Cola tätig, u. a. in Nordamerika, Europa, Lateinamerika und Asien. Er war zudem schon Präsident der internationalen Entwicklungsabteilung des Konzerns.

Neue Bosse für die Autoindustrie

In Europa stehen unterdessen die großen Autokonzerne und ihre Chefetagen im Fokus. In einer enorm herausfordernden Marktlage stehen bei den deutschen Branchengrößen gleich mehrere Wechsel bevor. Gleich mit Jahresbeginn übernimmt Michael Leiters den Vorstandsvorsitz beim Sportwagenbauer Porsche von Oliver Blume, der sich nun nach anhaltender Kritik an seiner Doppelfunktion voll auf den Volkswagen-Konzern konzentrieren soll. Beim Münchner Premiumhersteller wird Mitte Mai Milan Nedeljković (56), derzeit Produktionsvorstand, die Agenden von Vorstandschef Oliver Zipse (61) übernehmen. Sein Vertrag läuft dann bis 2031. Auch bei der Mercedes-Tochter AMG steht 2026 ein Wechsel an, der frühere Volkswagen-Strategiechef Stefan Weckbach wird neuer Geschäftsführer. Zudem wird er auch Leiter der „Top End Vehicle Group“. Neben AMG gehören dazu auch die – bei Magna in Graz gefertigte – G-Klasse und die Maybach-Fabrikate.

Milan Nedeljković übernimmt Mitte Mai als neuer BMW-Chef von Oliver Zipse
Milan Nedeljković übernimmt Mitte Mai als neuer BMW-Chef von Oliver Zipse © BMW/Daniel Kraus

In Österreich stehen ebenfalls gleich mehrere aufsehenerregende Führungswechsel bevor. Seit Kurzem ist etwa bekannt, dass Michael Höllerer (47) mit Juli den Vorstandsvorsitz der Raiffeisen Bank International (RBI) übernehmen wird. Er folgt Johann Strobl (66) nach, der die Bank seit 2017 führte. Strobls Mandat wäre bis Februar 2027 gelaufen, er gab aber bekannt, dieses nicht zu verlängern. Höllerers Karrierestart erfolgte bei der Finanzmarktaufsicht (FMA), seit 2006 ist nun aber bereits tief in der Giebelkreuz-Welt verankert, wobei er zwischen 2008 und 2012 im Kabinett des damaligen Finanzministers und Vizekanzlers Josef Pröll (ÖVP) vertreten war. Zurück bei Raiffeisen, war er u. a. Chef von Raiffeisen Capital Management und Vorstand der Raiffeisen Bank Polska. Derzeit ist er noch Generaldirektor der Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien.

Michael Höllerer übernimmt mit Juli den Vorstandsvorsitz der Raiffeisen Bank International (RBI)
Michael Höllerer übernimmt mit Juli den Vorstandsvorsitz der Raiffeisen Bank International (RBI) © Raiffeisen NÖ-Wien / Barbara Nidetzky

Bei der Erste Bank wird unterdessen Mitte 2026 mit dem gebürtigen Grazer Daniel Rath (46) übrigens ein RBI-Manager als neuer Firmenkundenvorstand installiert. Für Rath ist es eine Rückkehr, er leitete von 2014 bis 2018 das Großkundengeschäft der Erste Group Bank. Bei der Nationalbank übernimmt der ehemalige EU-Kommissar und Ex-Minister Johannes Hahn (ÖVP) mit Jahresbeginn die Position des Präsidenten des Generalrats. Er folgt auf Ex-Wirtschaftskammerpräsident Harald Mahrer (ÖVP), der sein Amt als OeNB-Präsident per 30. November im Zuge der Vorgänge in der Wirtschaftskammer und Kritik an seiner Person zurückgelegt hatte.

Auch die OMV wird 2026 einen neuen Chef bekommen, der gebürtige Steirer Alfred Stern, seit September 2021 CEO, gab bereits im Mai bekannt, sein Vorstandsmandat nicht zu verlängern.