Wladimirs PutinsAngriffskrieg gegen die Ukraine stößt auf heftige Gegenwehr, nicht nur im attackierten Land selbst. Nicht zuletzt die wirtschaftlichen Folgen dürften der Machthaber im Kreml und sein bislang treu ergebener Kreis aus milliardenschweren Oligarchen massiv unterschätzt haben.

Die vom Westen einhellig beschlossenen Wirtschaftssanktionen ermöglichen es den Behörden, Eigentum und Gelder der Superreichen einzufrieren und zu beschlagnahmen. Die halbe Welt sucht mittlerweile nach Oligarchen-Vermögen – neben Immobilien nimmt man vor allem Jachten und Privatjets in das Visier. Die USA setzen fortan auf "modernste Investigativ-Technologien", um die nötige Witterung für das in der Welt verstreute Vermögen aus dem Dunst- und Gunstkreis rund um Putin aufzunehmen. Italien, Frankreich und Spanien setzen indes Hunderte Millionen Euro teure Schiffe fest.

Superjachten im Visier
Superjachten im Visier © Kleine Zeitung

Zwei Länder scheinen derzeit noch geeignet, um Superjachten vorläufig ins Trockene zu bringen: Montenegro und die Malediven im Indischen Ozean. Dorthin dürften sich längst einige der Schiffe aufgemacht zu haben, wie man fortlaufend aufMarine Traffic beobachten konnte. Vagit Alekperov beispielsweise, Präsident von Lukoil(Ex-Bundeskanzler Wolfgang Schüssel war dort noch bis Anfang März 2022 Aufsichtsrat), ließ seine Jacht "The Galactica Super Nova" von Barcelona nach Montenegro navigieren. Als das Schiff den Hafen in Montenegro wieder verließ, wurden die sonst üblichen Peilsignale offenbar eingestellt. Dabei gehört Alekperov gar nicht zu jenen russischen Milliardären, gegen die einzelne Sanktionen verhängt wurden.

Der sonst sprichwörtlich "sichere Hafen" scheint momentan für das vom behördlichen Zugriff bedrohte Vermögen der Oligarchen alles andere als ideal: Gleich zwei Superjachten des russischen Oligarchen Roman Abramowitsch befinden sich laut Daten des Schiffsverkehrs-Radars deshalb ohne angegebenes Ziel auf See. Seine 140-Meter-Jacht "Solaris", laut "Superyacht Fan" 548 Millionen Euro wert, ist Marine Traffic zufolge gerade im Ionischen Meer vor der Südostküste Italiens. Abramowitschs 162 Meter lange Superjacht "Eclipse" (850 Millionen Euro) bewegt sich aktuell mit nur wenigen Knoten im westlichen Mittelmeer vor der algerischen Küste.

Beherzt durchgegriffen wird in Italien: Die "SY A" ist mit knapp 143 Metern Länge das größte Segelschiff der Welt (530 Millionen Euro) und gehört dem Düngemittel- und Kohle-Unternehmer bzw. Putin-Freund Andrei Melnitschenko. Er hatte zuletzt ein Einlenken im Ukraine-Krieg gefordert ("Die Ereignisse in der Ukraine sind wirklich tragisch. Wir brauchen dringend Frieden!") – offenbar, ohne den russischen Präsidenten dazu bewegen zu können. Im Hafen von Triest schlug dann Italiens Finanzpolizei zu und beschlagnahmte das Schiff, für dessen recht polarisierendes Äußeres Design-Ikone Philippe Starck verantwortlich zeichnet.

Auch in Spanien griffen nun erstmals die Behörden auf Basis der vom Westen beschlossenen Sanktionen durch: Derzeit werde geprüft, ob die im Hafen von Barcelona vertäute Luxusjacht "Valerie" (Wert: 135 Millionen Euro), tatsächlich dem Chef des staatlichen russischen Rüstungskonzerns Rostec,Sergej Tschemesow, gehöre, schrieb die Zeitung "El País". Bereits am 3. März hatte Frankreich die Beschlagnahmung der im Hafen von La Ciotat an der Côte d'Azur vor Anker liegende "Amore Vero" ("Wahre Liebe") gemeldet. Eigentümer: Rosneft-BossIgor Sechin.