Die Drohung des russischen Präsidenten mit "Abschreckungswaffen", die auch Atomwaffen einschließen, das havarierte Kernkraftwerk in Tschernobyl oder möglicherweise von den Russen besetzte AKW – einige haben Angst vor einem atomaren Zwischenfall oder erhöhter Strahlenbelastung. Dass tatsächlich Atomwaffen zum Einsatz kommen, gilt als sehr unwahrscheinlich, Innenminister Gerhard Karner versicherte dennoch, dass der Zivilschutz vorbereitet sei.

Die zunehmende Sorge der Menschen in Österreich bestätigt auch die Apothekerkammer, die eine erhöhte Nachfrage von Kaliumjodid-Tabletten verzeichnet. Es sei sogar schon zu Engpässen gekommen. Diese Tabletten können helfen, die Einlagerung von radioaktivem Jod in der Schilddrüse zu vermindern.

"Nehmen Sie keine Jod-Tabletten ein", warnt man im Ministerium für Klimaschutz und Umwelt, wo auch die Abteilung Strahlenschutz untergebracht ist. Ministeriumssprecher Florian Berger erklärt: "Diese Tabletten sind bei einem Notfall in erster Linie für unter 18-Jährige, schwangere oder stillende Frauen gedacht." Menschen über 40 sollen sie gar nicht einnehmen, weil ihr Risiko, an strahlenbedingtem Schilddrüsenkrebs zu erkranken, sehr gering sei. Hier überwiegen die Nebenwirkungen die Vorteile. Außerdem gebe es keinen Grund, sich eigenständig einzudecken. "In Österreich stehen für den Ernstfall ausreichend Tabletten zur Verfügung", versichert Berger. Diese werden bei Bedarf ausgegeben.

Sollte es in der Ukraine wirklich zu einem wie auch immer gearteten Anstieg radioaktiver Strahlung kommen, ist das Land zu weit entfernt, um eine unmittelbare Gefahr darzustellen. Eine Einnahme wäre auch bei einem grenznahen Zwischenfall nur in den am stärksten betroffenen Gebieten notwendig.

In der Ukraine sind derzeit vier AKW in Betrieb. Dazu kommt das Gebiet um den havarierten Meiler in Tschernobyl, der unter einer dicken Betonschicht begraben ist. Bis zum Montagnachmittag lagen jedenfalls keine Berichte über erhöhte Strahlenwerte in der Ukraine vor, heißt es aus dem Ministerium. Beschädigungen in Tschernobyl oder bei aktiven AKW lägen nicht vor. Im Zusammenhang mit Kämpfen bei Tschernobyl gab es Berichte über erhöhte Strahlenwerte. "Diese dürften durch die Aufwirbelung von Staub durch Militärfahrzeuge stammen", versichert Ministeriumssprecher Berger. "Sie haben keine Auswirkung, die über die Sperrzone hinausgehen."