Am Freitagmorgen wendet sich die israelische Armee (IDF) über Telegram und weitere Kanäle an die Zivilbevölkerung in Gaza. In der auf Arabisch veröffentlichten Nachricht werden die Bewohner des dicht besiedelten Nordteils, inklusive der etwa eine Million Einwohner zählenden Metropole Gaza-Stadt, dazu aufgefordert, die Gegend in Richtung Süden zu verlassen. In der Mitteilung heißt es:

Zivilisten in Gaza-Stadt, evakuieren Sie zu Ihrer eigenen Sicherheit und zur Sicherheit Ihrer Familien den Süden und distanzieren Sie sich von den Hamas-Terroristen, die Sie als menschliche Schutzschilde benutzen.

Die Terrororganisation lagert unter Wohnhäusern, Schulen und Moscheen nachweislich Kriegsmaterial und nutzt zivile Gebäude auch immer wieder als Stellungen für das Abfeuern von Raketen und Mörsergranaten auf israelisches Gebiet. Dadurch würden auch ursprünglich zivile Infrastrukturen zu legitimen militärischen Zielen, erklärte IDF-Sprecher Arye Sharuz Shalicar am Donnerstag im "Deutschlandfunk".

Hamas sieht in Evakuierungsaufforderung Propaganda

Wenig verwunderlich scheint es daher, dass die Terrorgruppe die Aufforderung der IDF laut "Washington Post" als "psychologische Kriegsführung" abtut und die Bürger animiert, der Forderung nicht nachzukommen.

Weiter berichtet der "Deuschlandfunk", dass es sich dabei nicht nur um eine Bitte handelt, sondern Hamas-Milizionäre Menschen aktiv daran hindern, aus der Millionenmetropole Gaza-Stadt zu fliehen. Dennoch sieht man vermehrt Bilder von flüchtenden Familien, die mit wenigen Sachen bepackt nach Süden aufbrechen. Doch wer es dahin schafft, steht vor dem Dilemma, letztlich nicht aus der Enklave herauszukommen.

Keine Ausreise aus Gaza möglich

Dass Israel keine Übertritte auf sein Gebiet erlaubt, liegt in Anbetracht der Situation auf der Hand, zumal Terroristen der Hamas und des Islamischen Dschihad vergangenen Samstag die Grenzposten zerstörten.

Doch hat ebenfalls Ägypten seine Grenze zum Gazastreifen geschlossen. Offiziell heißt es, dass man keine Fluchtkorridore für Zivilisten gewähre, weil man dadurch eine Entvölkerung des Gazastreifens verhindern wolle, schreibt der katarische Nachrichtensender "Al-Jazeera".

Ägypten fürchtet um eigene Sicherheitslage

Hinter vorgehaltener Hand hört man, dass das autokratisch regierte Ägypten, das selbst mit der im Land starken islamistischen Muslimbruderschaft ringt, fürchtet, unter den Zivilisten könnten sich tausende Terroristen befinden, die die angespannte Sicherheitslage im Land verschlechtern und die Beziehungen zu Israel gefährden könnten.

Die betont zur Schau gestellte Einigkeit der arabischen Welt bezüglich der Palästinafrage, scheint sehr viel fragiler als behauptet.