Die Arbeit als Russlandkorrespondent ähnelt immer mehr der Arbeit eines Gerichtsjournalisten. Allein diese Woche gingen 53 politische Strafprozesse über die Bühne, die aufsehenerregendsten davon am Moskauer Stadtgericht. Der säulenbesetzte Bau im Nordosten der Hauptstadt ist seit Kriegsbeginn endgültig zur verlängerten Werkbank des Kremls geworden. Wie am Förderband werden politisch Andersdenkende zu Geld- oder Haftstrafen verurteilt. Während Wladimir Putin in der Ukraine seine selbst ernannten Gegner mit Panzern und Raketen bekämpft, bringt er politische Gegner im eigenen Land mithilfe von Gefängnisstrafen zum Schweigen. Die gerichtliche Verfolgung von Dissidenten ist zwar kein Novum. Doch die Urteile sind heute so drakonisch wie lange nicht mehr.
Russland von innen
Polit-Prozesse am laufenden Band und Kollegen hinter Gittern
