Auf meiner morgendlichen Fahrradrunde durch Moskau gibt es einen Ort, an dem es plötzlich ganz still wird: die Uferpromenade an der Moskwa, direkt gegenüber einem imposanten Stalin-Bau aus den 1930er-Jahren. Am Dach des achtstöckigen Gebäudes weht, über einem Wappen der Sowjetunion, die Russlandflagge. Es ist das Verteidigungsministerium. Still wird es wegen der Störsender, die an dem Gebäude angebracht sind: Sie trennen meine Bluetooth-Kopfhörer vom Handy, und die Musik in meinen Ohren verstummt. Was eigentlich ein Schutz sein soll gegen Abhör-Attacken und Drohnen-Angriffe, wird im Alltag zu einem Moment der stillen Andacht an einen Krieg, der in diesem Land nicht einmal so heißen darf und der von Moskau weit entfernt scheint.