EU-Chefunterhändler Michel Barnier hält eine termingerechte Brexit-Vereinbarung mit Großbritannien nach Angaben aus diplomatischen Kreisen derzeit für eher unwahrscheinlich. Es sei zum gegenwärtigen Zeitpunkt unklar, ob ein Abkommen bis Jahresende möglich sein werde, sagte Barnier laut einem EU-Diplomaten bei einem nicht-öffentlichen Treffen mit den 27 Botschaftern der Mitgliedstaaten in Brüssel.

Zudem kündigte Barnier auf Twitter an, dass er noch am Freitagabend zu Gesprächen mit seinem britischen Gegenüber David Frost nach London reisen würde. Er befinde sich nun nicht mehr in Quarantäne, schrieb er im Kurznachrichtendienst am Freitag.

Die Verhandlungen über ein Abkommen über die bilateralen Beziehungen samt Freihandelsabkommen nach dem Brexit ziehen sich seit Monaten hin. Zuletzt haben sich die Gespräche bei den beiden strittigen Fragen der Fischereirechte und der Gewährleistung eines fairen Wettbewerbs verhakt. Nach dem EU-Austritt Anfang des Jahres ist Großbritannien bis Ende 2020 in einer Übergangsphase, in der noch EU-Regeln gelten. Kommt es bis Jahresende nicht zu einer Einigung, würde Großbritannien die EU ohne Abkommen verlassen. Dies hätte unabsehbare Folgen für die Wirtschaft beider Seiten. Da die Parlamente ein Abkommen noch ratifizieren müssen, bevor es in Kraft treten kann, drängt die Zeit.