Eine Woche vor der Stichwahl um die Präsidentschaft in Polen hat sich der Amtsinhaber Andrzej Duda gegen mehr Rechte für homosexuelle Paare ausgesprochen. Der nationalkonservative Politiker kündigte an, am Montag eine Verfassungsänderung im Sejm (Unterhaus) einzubringen, um Menschen in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung ausdrücklich von der Adoption von Kindern auszuschließen.

Der aus den Reihen der nationalkonservativen Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) hervorgegangene Duda hat sich wiederholt gegen die Gleichstellung von Homosexuellen gewandt. Mit der Gleichsetzung der "LGBT-Ideologie" mit dem Kommunismus hatte er vor der ersten Wahlrunde Ende Juni eine Kontroverse in dem katholischen ex-kommunistischen Land ausgelöst.

Inzwischen sprach sich auch Dudas liberaler Gegenkandidat Rafal Trzaskowski gegen eine solche Form der Adoption aus, wie die Agentur PAP berichtete. "Bei diesem speziellen Thema stimme ich mit dem Präsidenten überein", sagte er in der Stadt Kalisz im Zentrum Polens. Generell gilt Trzaskowski aber als Unterstützer von Lesben- und Schwulenrechten. So hat er sich offen für die Einführung eingetragener Partnerschaften homosexueller Paare gezeigt. Zugleich kritisierte der Bürgermeister von Warschau, dass sich Duda "Stellvertreterthemen" zuwende.

Instrumentalisierung primitiver Ängste

Der Abgeordnete und LGBT-Aktivist Krzysztof Smiszek merkte an, dass Duda für seine Initiative nicht über die nötige verfassungsändernde Mehrheit im Parlament verfüge. Die Ankündigung sei nur ein weiteres Beispiel für die Instrumentalisierung primitiver Ängste vor Homosexuellen, um Wähler zu mobilisieren, sagte der 40-Jährige.

Am Sonntag in einer Woche tritt Duda in einer Stichwahl gegen den Warschauer Bürgermeister Rafal Trzaskowski von der rechtsliberalen Bürgerplattform (PO) an.

Umfragen sagen ein Kopf-an-Kopf-Rennen um das Präsidentenamt voraus. Eine neue Befragung im Auftrag des konservativen Nachrichtenmagazins "Do Rzeczy" sieht Duda bei 50,9 Prozent, äußerst knapp gefolgt von Trzaskowski bei 49,1 Prozent.