Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat Sorge über das harte Vorgehen der Polizei gegen "Gelbwesten"-Proteste in Europa geäußert. Er sei gegen eine "exzessive Gewalt" gegen die Demonstranten, sagte Erdogan am Samstag am Rande einer Veranstaltung in Istanbul.

"Die, die unsere Polizei der Unterdrückung bezichtigt haben, sollten sehen, was ihre Polizisten jetzt tun", sagte Erdogan. In Paris und anderswo gehe die Polizei gerade "auf die härteste Art vor". Die aktuellen "Chaos-Szenen" in Paris, Brüssel und anderen Städten zeigten, das Europa beim "Test auf Demokratie, Menschenrechte und Freiheit" durchgefallen sei.

Trump sieht sich bestätigt

US-Präsident Donald Trump hat die "Gelbwesten"-Proteste in Paris erneut als Beweis für die Richtigkeit seiner klimafeindlichen Politik gewertet. "Das Pariser Abkommen läuft nicht so gut für Paris. Proteste und Aufstände in ganz Frankreich," erklärte Trump am Samstag auf Twitter.

"Die Menschen wollen keine Unsummen zahlen, (...) um vielleicht die Umwelt zu schützen". Ein Großteil davon fließe zudem an Drittweltstaaten mit zweifelhaften Regierungen.

Bereits am Dienstag hatte der US-Präsident den Rückzieher von Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron bei der Ökosteuer für eine Breitseite gegen den selbsterklärten Vorreiter für den Klimaschutz genutzt.

125.000 Demonstranten

An den Demonstrationen der "Gelbwesten" in Frankreich haben sich bis zum Abend rund 125.000 Menschen beteiligt, sagte Frankreichs Innenminister Christophe Castaner bei einer Pressekonferenz. Davon seien 10.000 in der Hauptstadt Paris gezählt worden. Im ganzen Land habe es knapp 1400 Festnahmen gegeben, mehr als 970 Menschen seien in Gewahrsam genommen worden.

118 Demonstranten und 17 Sicherheitskräfte seien verletzt worden, sagte Castaner. Es ist das vierte Wochenende in Folge, an dem die Bewegung der "Gelben Westen" in Frankreich massiv auf die Straße geht. Die Polizei griff dieses Mal schon vor Beginn der Proteste in Paris durch: Bereits in der Früh wurden mehrere Hundert Menschen festgenommen. Grund sei in den meisten Fällen gewesen, dass die Menschen sich einer Gruppe angeschlossen hätten, die "Gewalt gegen Personen oder die Zerstörung von Gegenständen" vorbereitet habe, hieß es bei der Polizei. Bis zum frühen Abend stieg die Zahl der Festnahmen in Paris demnach auf mindestens 738 - deutlich mehr als am gesamten vergangenen Samstag. Mehr als 550 Menschen kamen in der Stadt in Gewahrsam. 55 wurden verletzt, darunter drei Einsatzkräfte.