Fast drei Monate nach der Tötung eines jungen Deutschkubaners und den anschließenden rechten Demonstrationen besucht die deutsche Kanzlerin Angela Merkel heute Chemnitz. Merkel will mit Bürgern sprechen und sich einen Eindruck vom Engagement für ein respektvolles Zusammenleben in der sächsischen Stadt machen. Drei Monate nach der Messerattacke - die mutmaßlichen Täter stammen aus Syrien und aus dem Irak - will sich die deutsche Kanzlerin offenbar selbst ein Bild von der Lage machen.

Zum Auftakt ihres Besuchs in Chemnitz im ostdeutschen Bundesland Sachsen traf Deutschlands Bundeskanzlerin mit jugendlichen Spielern und Trainern des Basketballklubs Niners zusammen. In einer Sporthalle führte sie ihre Gespräche, die allerdings nicht öffentlich waren. Ab 16 Uhr eine Diskussion mit Lesern der Tageszeitung "Freie Presse". Auch Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig und Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer wird Merkel treffen.

Hintergrund ist der gewaltsame Tod eines 35-jährigen Manns Ende August, der mutmaßlich von Flüchtlingen erstochen wurde. Die Tat löste eine Reihe fremdenfeindlicher Übergriffe und Demonstrationen auch rechter Gruppen aus, die teils in Gewalttätigkeiten mündeten. Kritiker werfen Merkel vor, sie komme zu spät nach Chemnitz.

Die rechtspopulistische Vereinigung Pro Chemnitz, die bereits in den vergangenen Wochen regelmäßig mobil machte, und auch der Chemnitzer Ableger der fremdenfeindlichen Pegida-Bewegung riefen zu Kundgebungen auf. Die sächsische Polizei ist verstärkt im Einsatz und wird von Beamten aus anderen Bundesländern unterstützt. Vor mehr als zwei Wochen war bereits Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in Chemnitz zu Gast.