Hunderttausende Menschen gingen in New York, Los Angeles, Chicago, Houston, Philadelphia und hunderten von anderen Orten in Amerika auf die Straße, um gegen US-Präsident Donald Trump und dessen Immigrationspolitik zu protestieren, aber auch gegen Sozialkürzungen. Das Motto der Märsche von Oregon bis Florida war: „No Kings“, keine Könige.
45 Millionen-Dollar-Parade in Washington
Anlass war eine 45 Millionen Dollar teure Militärparade, die an diesem Tag in Washington, DC, stattfand und die Trump auf seinem 79. Geburtstag gelegt hatte. Es ging darum, das 250-jährige Jubiläum der U.S. Army zu feiern. Die Parade, die Panzer, Gefechtshaubitzen und ähnliches Gerät mit sich führte, begann um 18.00 Uhr Ortszeit, während einiger der Demonstrationen noch stattfanden.
Gleichzeitig erschütterte ein Anschlag die USA: Ein maskierter Attentäter erschoss Melissa Hortman, die demokratische Abgeordnete von Minnesota und ihren Ehemann und verwundete John Hoffman, einen Senator des Bundesstaates und dessen Frau. Im Auto des flüchtigen Verdächtigen fand die Polizei eine Liste mit den Namen von 70 potenziellen Opfern, darunter Geschäftsleute und Ärzte, die Abtreibungen machen.
50.000 Demonstranten in New York
Alleine in New York City marschierten trotz stetigen Nieselregens um die 50.000 Menschen die Fifth Avenue hinunter, mit einer Vielzahl von Plakaten und Transparenten, dazu Musikbands und Spontanchöre. Es ging nicht nur um Trump, sondern auch um Elon Musk und die israelische Militäreinsätze der letzten Tage. Es wurde gefordert, dass die USA sich militärisch zurückhalten solle.
Die Demonstration begann am Bryant Park, wo das Hauptgebäude der öffentlichen Bibliothek liegt, und lief die Fifth Avenue bis zum Madison Square Park. Es dauerte mehr als eine Stunde, bis sie sich in Bewegung setzte, so voll war es, zumal stetig Leute aus den Seitenstraßen dazustießen. Polizei war nur spärlich zu sehen, obwohl Bürgermeister Erik Adams erklärt hatte, ein großes Polizeiaufgebot stehe bereit.
Demonstranten jeden Alters schwenkten Regenbogenfahnen und US-Flaggen. Vor der Bibliothek entfaltete eine Gruppe „Jewish Elders“, alte jüdische Häuptlinge, Transparente mit dem Slogan „Hände weg von Palästina“. Veteranen riefen gegen einen befürchteten Krieg mit dem Iran auf. Mehrere Demonstranten waren als Freiheitsstatue verkleidet; auf Plakaten war George Washington zu sehen, der vor Tyrannei warnte, oder auch der Star-Wars-Bösewicht Imperator Palpatine.
Andere Plakate warnten vor aufkommenden Faschismus oder vor einem Putsch, sie stellten Trump als Clown dar, als den aus dem Film Batman bekannten Joker oder beschimpften ihn als Nazi, der selber deportiert gehöre. Es wurde auch daran erinnert, dass Amerika von Immigranten gebaut wurde. Eine Band, die mit der Menge in Richtung Madison Square Park mitlief, spielte, „Hit the Road, Trump“, hau ab, Trump. Auch das seit einiger Zeit populär gewordene Zeichen „8647“ wurde getragen, was so viel heißt wie, „Werft den 47. Präsidenten raus“.
20.000 in Los Angeles
In Los Angeles demonstrierten am Samstag 20.000 Menschen, begleitet von einem großen Aufgebot der LAPD. Hier gibt es seit zwei Wochen Proteste gegen die Einwanderungsbehörde ICE, die Immigranten aus Fabriken weg verhaftete, mit Zusammenstößen zwischen Demonstranten, die mexikanische Fahnen schwenkten und der Polizei. Inzwischen hat Bürgermeisterin Karen Bass eine Ausgangssperre ab 20.00 verhängt; da die Demo aber noch lief, setzte berittene Polizei Schlagstöcke und Tränengas ein, während Demonstranten Betonbrocken warfen.
Es gab auch anderswo Konfrontationen zwischen Demonstranten und Polizei, etwa in Austin und San Antonio, Texas sowie in Atlanta und Chicago. Zeitungen berichteten auch über Streitereien mit Trump-Unterstützern, etwa in Springfiel, Ohio. In Salt Lake City, Utah, schoss ein Bewaffneter in die Menge und verletzte eine Person schwer. Er wurde festgenommen. Nicht nur in Großstädten demonstrierten Amerikaner, auch auf dem Land. In Monticello, eine Kleinstadt in den Catskills im Staat New York etwa hielten Pfarrer Paul Schmiege und seine Frau Connie Plakate hoch mit einer durchgestrichenen Krone und „We don‘t do Kings“.
Militärparade war verregnet
Derweil war nicht nur die Demo in New York verregnet, sondern auch die Militärparade in Washington, so dass nur ein paar zehntausend Zuschauer kamen. Historische Weltkriegsbomber und Hubschrauber mit Fallschirmspringer überflogen die Parade, in der 6600 Soldaten marschierten. Darunter waren auch Marines, die in Los Angeles eingesetzt waren. Protestler riefen denen zu, nach Hause zu gehen. Trump beobachtete die Parade von einem überdachten Hochsitz aus und salutierte ab und zu. Das U.S.-Militär „kämpft, kämpft, kämpft, und gewinnt, gewinnt, gewinnt“, sagte er zum Schluss in einer kurzen Rede. Überschattet wurde die Parade von Fernsehbildern von Raketeneinschlägen in Teheran.
Immigrationspolitisch ist der Präsident allerdings zurückgerudert. Er ließ durchblicken, dass er die Razzien gegen illegale Immigranten aussetzen würde, soweit es sich um Arbeiter handele, nicht um Kriminelle. Viele Arbeitgeber sind besorgt, dass ihnen die preiswerten Kräfte abhandenkommen, vor allem in der Landwirtschaft und der Gastronomie.