Im Rennen um den SPÖ-Vorsitz sammeln Pamela Rendi-Wagner und ihre beiden Herausforderer, Hans Peter Doskozil und Andreas Babler, derzeit prominente Unterstützer. Der ehemalige Bundeskanzler Christian Kern wollte sich – anders als seine Amtsvorgänger, die sich allesamt hinter Rendi-Wagner stellten – bisher nicht deklarieren. Kern wurde aber gemeinhin dem Doskozil-Lager zugerechnet – und bestätigte das am Mittwoch.

Am morgigen Donnerstag wird er auch dessen Wahlkampf unterstützen. Doskozils Werbetour für die Position des Bundesparteichefs macht am Donnerstag in Neudörfl, wo vor 149 Jahren die Sozialdemokratie gegründet wurde, halt. Vor rund 400 Parteimitgliedern wird dort Christian Kern mit Doskozil über aktuelle Herausforderungen der Wirtschafts- und Energiepolitik diskutieren, hieß es in der Einladung, die am Mittwoch versandt wurde.

Zeitgleich meldet sich Christian Kern mit einem langen Facebook-Posting zu Wort.

Darin bezieht er klar Position: "Mein wichtigstes Anliegen ist es, Blau-Schwarz zu verhindern. Ich meine, dass die SPÖ mit Hans Peter Doskozil die besten Chancen hat, dieses Ziel zu erreichen", schreibt Kern. Er plädiert außerdem dafür, "Andreas Babler und seine Unterstützerinnen und Unterstützer an wichtiger Stelle in dieses neue Team zu integrieren".

Mit Rendi-Wagner, die er selbst in die Politik holte und als seine Nachfolgerin vorschlug, rechnet Kern ab: Es sei "zuletzt nicht gelungen, eine historisch schlecht beleumundete Regierung ernsthaft herauszufordern". Die Parteivorsitzende sei eine "exzellente Gesundheitsministerin" und die richtige Person gewesen, "um die Öffnung der Partei für neue Wählerschichten und eine thematische Weiterentwicklung der SPÖ in Richtung Klimaschutz zu verkörpern".

Im September präsentierten Kern und Rendi-Wagner gemeinsam eine Strategie für den Energiemarkt
Im September präsentierten Kern und Rendi-Wagner gemeinsam eine Strategie für den Energiemarkt © (c) APA/ROLAND SCHLAGER (ROLAND SCHLAGER)

Er urteilt aber: "Sie hat sich schlussendlich für eine andere Strategie entschieden und die SPÖ wieder ins traditionelle Fahrwasser geführt. Das ist das gute Recht jeder Vorsitzenden. Ändern sich die Verhältnisse, ist es keine Schande, seine Einschätzungen zu verändern. Das nehme ich allerdings auch für mich in Anspruch. Ich habe ernste Zweifel, dass ihre und die Strategie ihres Umfelds geeignet ist, um eine blau-schwarze Mehrheit zu verhindern."

Rendi-Wagner wusste nichts davon

Pamela Rendi-Wagner wusste nichts von dieser Aktion, wie sie am Rande einer Pressekonferenz am Mittwochvormittag einräumte. Vergangenen September hielt Rendi-Wagner mit Kern gemeinsam eine Pressekonferenz über den Energiemarkt ab. Seither gab es keine gemeinsamen Auftritte mehr.

Als Bundeskanzler holte Christian Kern sowohl Pamela Rendi-Wagner als auch Hans Peter Doskozil in sein Regierungsteam. Im Wahlkampf 2017 ließ er sich flankiert von der damaligen Gesundheitsministerin und dem damaligen Verteidigungsminister plakatieren.