Heute vor neun Jahren ändert sich für Senada Selimović alles. Ihre Tochter Sabina ist verschwunden. Mit einer Freundin hat sie Österreich verlassen, um nach Syrien in den Dschihad zu reisen. Es vergeht eine Woche, bis ein Lebenszeichen von Sabina kommt. Ihr gehe es gut, wo sie genau ist, könne sie aber nicht sagen. Ihrer Mutter nennt sie nur den Anfangsbuchstaben "S", jenes Landes, das nun Sabinas neues Zuhause ist.

Wir haben die Mütter der beiden Mädchen getroffen, die uns erzählen, wie sie diesen Albtraum durchleben. Die Interviews sehen Sie im Video: 

Der Fall der beiden Wienerinnen Sabina Selimović (15) und Samra Kešinović (17) hat im April 2014 die Öffentlichkeit weltweit aufgerüttelt. Die Mädchen haben Kontakte zu radikalen Islamisten geknüpft und beschlossen als IS-Anhängerinnen in den Krieg zu ziehen. Sie tragen Ganzkörperschleier, heiraten IS-Kämpfer und werden von ihnen schwanger. So wie Sabina, die in Syrien zwei Söhne zur Welt gebracht hat.

Erst vor wenigen Wochen wurde das Verschwinden eines weiteren Mädchens öffentlich. Von der 15-jährigen Sara aus Innsbruck fehlt seit August 2022 jede Spur. Auch hier vermuten die Ermittler einen islamistischen Zusammenhang. Sara habe den Entschluss gefasst, mit 14 Jahren islamisch heiraten zu wollen. Die Polizei geht davon aus, dass sie einen Mann kennengelernt hat, der sie mittlerweile ins Ausland verschleppt haben könnte.

Über allem steht die Frage: Warum? Warum radikalisieren sich diese Mädchen? Warum reisen sie in ein Land aus, begeben sich dort in Gefahr und schließen sie sich einer Gruppe an, die Mädchen und Frauen verkauft, versklavt oder zum Sterben in den Krieg schickt? Zurück bleiben offene Fragen und ahnungslose Familien, die Tag für Tag mit dieser Unwissenheit leben müssen.