Herbert Pichler, der Präsident des Österreichischen Behindertenrates, ist in der Nacht auf Samstag im 57. Lebensjahr tödlich verunglückt. Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Bundeskanzler Sebastian Kurz, die Minister Rudolf Anschober, Martin Kocher und Heinz Faßmann, Sozialpartner und viele Mitstreiter zeigten sich betroffen und würdigten sein Wirken. Österreich habe "eine der prägendsten Persönlichkeiten der österreichischen Behindertenpolitik" verloren, so Anschober.

"Wir haben auf tragische Weise einen Freund verloren", berichtete der Obmann des Behindertenberatungszentrums BIZEPS, Martin Ladstätter, "geschockt und zutiefst traurig" über den tödlichen Unfall in Wien-Donaustadt: Pichler wurde laut Polizei in den Morgenstunden beim Aussteigen aus seinem Pkw vom Auto eines 33-jährigen Lenkers erfasst und so schwer verletzt, dass er am Unfallort starb. Der 33-Jährige hatte laut ersten Ermittlungen keinen Führerschein und stand unter Drogeneinfluss.

Tiefe Betroffenheit

Österreich habe einen "engagierten Kämpfer für Inklusion verloren, also dafür, dass Menschen mit Behinderung in vollem Umfang, gleichberechtigt und selbstbestimmt am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können", zeigte sich Van der Bellen "tief betroffen über den schrecklichen Unfall" und äußerte sein Mitgefühl für die Angehörigen.

Mit Pichler verliere "die Republik viel zu früh einen herzlichen Menschen, einen leidenschaftlichen Gewerkschafter und einen unermüdlichen Kämpfer für die echte Gleichberechtigung aller Menschen mit Behinderung", erklärte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) im Kurznachrichtendienst Twitter.

"Herbert Pichler war jemand, der sein Leben dem Kampf für die Gleichberechtigung von Menschen mit Behinderungen gewidmet hat und sich mit aller Kraft für ein besseres Leben für Menschen mit Behinderungen eingesetzt hat", sprach Anschober (Grüne) im Namen der Sozialministeriums-Mitarbeiter größten Dank und Anerkennung aus.

Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) würdigte Pichler als "Wegbereiter- und -begleiter in der Entwicklung der inklusiven Bildung in Österreich - unermüdlich, konsequent und mit großem persönlichen Engagement". Der Verstorbene sei "kein Dogmatiker, sondern eine besondere Persönlichkeit mit Visionen und Weitblick" gewesen, so der Bildungsminister, der versprach, "die inklusive Bildung in Österreich in seinem Sinne vorantreiben und weiterentwickeln" zu wollen.

Arbeitsminister Kocher (ÖVP) und die Arbeitsmarktservice-Vorstände Herbert Buchinger und Johannes Kopf waren ebenfalls tief betroffen. Kocher würdigte Pichler als "beeindruckende Persönlichkeit" und einen Wegbereiter der sozialpartnerschaftlichen Interessensvertretung für Menschen mit Behinderung.

"Wir verlieren viel zu früh einen Gewerkschafter, der sich mit unermüdlichem Einsatz für Menschen mit Behinderung stark machte", betonte ÖGB-Präsident Katzian: "Sein Engagement und die Freude, die er hatte, wenn er Menschen weiterhelfen konnte, werden wir nicht vergessen." Arbeiterkammer-Präsidentin Renate Anderl zeigte sich "tief bestürzt über den plötzlichen Tod Herbert Pichlers, einem unermüdlichen Kämpfer für Gleichberechtigung und Inklusion".

Die WKÖ-Spitze würdigte Pichler als "starken und herzlichen Partner der Wirtschaft". Sein "besonderes Engagement für Menschen mit Behinderung" habe in Österreich viel bewegt und wesentlich zur Inklusion von Menschen mit Behinderung bzw. mit gesundheitlichen Einschränkungen am Arbeitsmarkt beigetragen, so WKÖ-Präsident Harald Mahrer und Generalsekretär Karlheinz Kopf in einer gemeinsamen Stellungnahme.

"Wir verlieren einen unermüdlichen Kämpfer für Inklusion und für ein selbstbestimmtes Leben von Menschen mit Behinderung", erklärte SPÖ-Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner auf Twitter. Pichlers Tod hinterlasse "eine Lücke, die nicht gefüllt werden kann", trauerte Wiens Sozialstadtrat Peter Hacker (SPÖ) um einen jahrzehntelangen Weggefährten und Freund.

Die Grünen würdigten Pichler als "starken Kämpfer für die Gleichberechtigung und Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderungen". Fiona Fiedler von den NEOS strich seine "positive Art" im unermüdlichen Einsatz für die Sache hervor.

Der Bundesverband für Menschen mit Behinderungen/ÖZIV und der Behindertenrat trauerten um ihren Präsidenten. Er habe die einmalige Fähigkeit gehabt, gut vernetzt und in enger Kooperation mit vielen Entscheidungsträgern die wesentlichen Anliegen von Menschen mit Behinderungen voranzutreiben, hieß es in einer ÖZIV-Aussendung. "Die Gemeinschaft der Menschen mit Behinderungen hat ein starke und wichtige Stimme verloren und viele von uns einen Mentor, Mitkämpfer und loyalen Freund", war man im Behindertenrat schockiert.

"Sein Engagement und sein unermüdlicher Einsatz über die Jahre und Jahrzehnte hinweg hinterlassen eine Lücke", zeigte sich auch der Bundesgeschäftsführer des Arbeiter-Samariterbund Reinhard Hundsmüller tief betroffen.

Der im deutschen Passau geborene Herbert Pichler engagierte sich in Wien zunächst auf Bezirksebene für die Inklusion von Menschen mit Behinderung. Mit unermüdlichem Einsatz und Kompetenz wurde er Präsident des Österreichischen Behindertenrates (2017) und auch des Bundesverbands für Menschen mit Behinderungen/ÖZIV (2019) - und engagierte sich als Absolvent einer Sonderschule besonders auch für die schulische Inklusion. Im ÖGB bemühte er sich als Leiter des - von ihm mit aufgebauten - Chancen Nutzen Büros vor allem um die Inklusion am Arbeitsmarkt.