Seit fünf Jahren sucht die Polizei in drei Ländern nach der vermissten Thailänderin Chettana Taprap (31) aus Ingolstadt, Bayern. Dass die Mutter zweier Mädchen einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist, vermuteten die Ermittler von Anfang an. Jetzt könnte sich der Verdacht bestätigen, denn eine deutsche Hellseherin führte die Salzburger Kripo in den Raum Schladming. Tatsächlich wurde an der beschriebenen Stelle nahe des Skigebiets Reiteralm ein Knochen gefunden.

Die deutsche Polizei, aber auch Scotland Yard, hatte mit der Hellseherin aus Berlin angeblich schon öfters zusammengearbeitet. Die Frau soll sogar zur Lösung von Mord- und Vermisstenfällen beigetragen haben, heißt es. Jetzt nahmen die Salzburger Mordermittler ihre Hilfe in Anspruch. Das Medium steckte neben der Gemeindestraße nach Preunegg ein Areal von der Größe eines Fußballfeldes ab. In diesem Bereich, so die Hellseherin, sei die Leiche der Thailänderin abgelegt worden. Mitte vergangener Woche wurde dort gesucht – und tatsächlich schlug ein Leichenspürhund an. An der Stelle konnte ein Knochen sichergestellt werden. Handelt es sich um den Knochen der Vermissten? Oder stammt dieser von einem Tier? Das muss nun ein Gerichtsmediziner klären.

Kontaktverbot wegen häuslicher Gewalt

Chettana Taprap, ihre beiden Töchter (damals zwei und fünf Jahre alt) und der Kindesvater waren am 4. Juni 2012 nach Kroatien aufgebrochen. Ihr Ziel war die Ortschaft Lopar auf der Insel Rab. Warum der gemeinsame Urlaub geplant war, ist ebenso rätselhaft wie das Verschwinden der Thailänderin. Das Paar soll getrennt gelebt haben. Gegen den Kindesvater soll das Gericht ein Kontaktverbot verhängt haben, weil er die Frau angeblich wiederholt verprügelt hatte.

Laut Ingolstädter Polizei fuhr das Paar mit den zwei gemeinsamen Kindern kurz vor Mitternacht los. Doch in Flachau, Salzburg, trat am giftgrünen VW-Campingbus der Familie ein Defekt auf. Der Deutsche wandte sich an eine VW-Werkstätte, aber es musste erst ein Ersatzteil bestellt werden. Währenddessen soll er laut Erkenntnissen der Polizei mit dem defekten Wagen noch 430 Kilometer umhergefahren sein – teilweiseauch im unwegsamen Gelände. Und die Frau soll „schwer krank“ im Auto gelegen sein. Dann stellte er den Wagen in der Werkstatt in Radstadt ab und mietete sich in Schladming einen Mercedes Vito. Dabei legte er auch den Führerschein von Chettana Taprap vor. Auch sie würde mit dem Leihwagen fahren, so seine Begründung.

In den Morgenstunden des 10. Juni 2012 erreichte er das Ziel in Kroatien. Am Abend erstattete er die Abgängigkeitsanzeige. Seine Frau sei von einem Strandspaziergang nicht zurückgekehrt, sagte er aus, bevor er mit den Kindern das Land fluchtartig Richtung Heimat verließ. Seither steht er unter Tatverdacht. Doch die Beweise gegen ihn hätten bislang für eine Haft nicht ausgereicht, erklärte ein Sprecher der Polizei Ingolstadt.