Der Skandal rund um sexuelle Übergriffe und den Missbrauch von Kindern in Einrichtungen des SOS-Kinderdorfs in Österreich weitet sich aus. Wie nun bekannt wurde, sollen auch Kinder in der Bundeshauptstadt Wien betroffen gewesen sein. Bereits im August wurde ein 50-jähriger ehemaliger Betreuer laut einem Bericht der „Kronen Zeitung“ zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt. Gegen das Urteil wurde Berufung eingelegt, die Verhandlung zur Strafhöhe steigt kommende Woche im Justizpalast.
Der Sozialpädagoge soll sich in den Jahren 2021 und 2022 in mehr als einem Dutzend Fällen an zwei Burschen in einer Wohngruppe vergangen haben. Für einen der beiden - einem damals 12-jährigen Jungen - soll er sogar der Bezugsbetreuer gewesen sein und diese Stellung ausgenutzt haben. Vor Gericht habe der Angeklagte sexuelle Kontakte zu den Jugendlichen abgestritten und von einem „sehr guten Verhältnis“ gesprochen. Einem Kollegen soll er bei einer Weihnachtsfeier im Dezember 2022 allerdings davon erzählt haben. Dieser habe es mit einiger Verzögerung schließlich auch seinem Vorgesetzten und der Polizei gemeldet.
SOS-Kinderdorf: Immer mehr Details kommen ans Licht
Der Missbrauchsfall in Wien ist nur ein Stück im skandalösen Missbrauchs-Puzzle, das sich rund um die Betreuungseinrichtung von SOS-Kinderdorf in Österreich zusammensetzt.
Seit Wochen häufen sich die Meldungen, Vorwürfe gegen Einrichtungen in Kärnten, Tirol und Salzburg wurden getätigt. Zudem steht SOS-Kinderdorf-Gründer Hermann Gmeiner im Verdacht, an zumindest acht minderjährigen Burschen „sexuelle Gewalt und Misshandlungen“ ausgeübt zu haben und Missbrauchshandlungen eines österreichischen Großspenders soll von führenden Akteuren von SOS-Kinderorf jahrelang vertuscht worden sein.
Als Folge davon suspendierte die Dachorganisation SOS-Kinderdorf Österreich.