Mit 1. Jänner 2025 hat sich die Mülltrennung in Österreich verändert. Metallverpackungen wandern nun in die gelbe Tonne, auf Plastikflaschen und Getränkedosen bis drei Liter gilt ein Einwegpfand in Höhe von 25 Cent. Damit will man die von der EU vorgegebenen Recyclingziele von 90 Prozent aller Plastikflaschen bis 2029 schon vorzeitig im Jahr 2027 erreichen. Bis zum Vorjahr lag Österreich bei rund 70 Prozent, während Länder wie Deutschland (98 Prozent) und Niederlande (95 Prozent) deutlich darüber lagen. Mit dem neuen Pfandsystem wurden bis Mitte März von 100 Millionen produzierten Pfandgebinden mehr als zwölf Millionen retourniert, die Zahl verdoppelt sich aktuell fast wöchentlich.
Nicht genug, wenn es nach dem Recyclingexperten Christian Abl geht: „Wir haben jetzt ein Pfandsystem mit klassischen Automaten und Rückgabe im Supermarkt geschaffen, dass es in Deutschland bereits in den 90er-Jahren und in Skandinavien in den 1970er-Jahren gab. Da wäre schon einiges mehr gegangen, hätte man innovativer arbeiten wollen. Das ist eine riesige verpasste Chance.“ So wäre es laut Abl technisch möglich, statt eines Bons das Pfand auf das Handy auszubezahlen. „Das geht soweit, dass wir auch ohne Rückgabeautomaten auskommen würden. Die Flaschen, mit QR-Codes ausgestattet, könnten auch außerhalb des Handels mit einfachen Scannern, ohne große Infrastrukturmaßnahmen, in öffentlichen Gebäuden, Schulen, Bahnhöfen zurückgenommen werden. Damit hätte man noch mehr Rücklauf generieren können.“
Ergebnis nach zwei Jahren Arbeit: ernüchternd
Abl, der bei der Reclay Group international Firmen in puncto Recycling berät, war auch in der Vorbereitungsphase des österreichischen Pfandsystems involviert. Gemeinsam mit der damaligen Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) habe man dafür geworben, nachdem sich der Handel, die Industrie und große Abfüller lange dagegen verwehrt hatten. „Nach zwei Jahre intensiver Arbeit war das Thema dann doch ernüchternd“, so Abl. Statt Innovation hätte man mit dem Verband EWP Recycling Pfand Österreich, in dem Wirtschaftskammer, die großen Handelsketten und Abfüller vertreten sind, ein Monopol geschaffen, ohne (Kosten-)Kontrolle und alternativen Ideen. „Noch ist es zu früh, aber die Gefahr besteht, dass dieses System nicht auf Effizienz getrimmt ist und es für die Konsumenten am Ende teurer sein kann als es sein müsste.“ Abl fühlt sich an die Altstoff Recycling Austria (ARA) erinnert, die 2015 ihr Monopol auf das Sammeln von Verpackungsmüll aus Haushalten aufgeben musste.
Technische Voraussetzungen „noch nicht gegeben“
Bei der Recycling Pfand Österreich sieht man das differenziert. „Die Effizienz und Finanzierung des neuen Einweg-Pfandsystems sind in der Pfandverordnung klar geregelt. Auch Kontrollrechte seitens Ministerium sind vorgegeben“, heißt es auf Anfrage gegenüber der Kleinen Zeitung. Die Eigentümervertreter und Mitglieder der Kontrollgremien kommen aus Handel und Industrie, wodurch gewährleistet wäre, dass das Pfandsystem effizient aufgesetzt und betrieben wird.
Die technischen Voraussetzungen für ein digitales Pfandsystem sieht man aktuell noch nicht gegeben: „Dafür wäre ein flächendeckendes sogenanntes Unique Coding auf jeder Flasche und Dose Grundvoraussetzung. Derzeit gibt es jedoch noch keine Technologie, die eine produktionstechnisch umsetzbare Codierung ermöglicht.“ Man stehe aber im laufenden Austausch mit anderen Pfandländern und Herstellern über innovative Ansätze. Bereits bis Ende 2025 soll eine Sammelquote von 80 Prozent erreicht werden.