Ob WE-LIKE6, GU-TEN8 oder HL-JESU1: Wer hat nicht schon einmal gelacht, wenn er ein besonders kurioses Nummerntaferl an einem Auto gesehen hat? Das Wunschkennzeichen feiert in Österreich seinen 35. Geburtstag. Und es erzählt Geschichten über das Land und seine Leute.

Manche sind lustiger, andere weniger. AMEN 1 erfreut sich vor allem unter Priestern hoher Beliebtheit. Ein Salzburger Pfarrer gab sein Wunschkennzeichen aber gleich wieder zurück, als er bemerkte, dass er mit S-AMEN 1 durch die Gegend fuhr.

„Ein 18-jähriger Führerscheinneuling aus der Steiermark hatte sich das Kennzeichen TOD 1 registrieren lassen. Das hatte er aber nicht lange, denn er fuhr mit seinem 170 PS starken BMW im Jahr 1997 wirklich in den Tod“, sagt Maria Knauer-Lukas, Leiterin des Referats für Verkehrssicherheit in der Steiermark.

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Nazi-Symbolik ist verboten worden. © Helmut Steiner

Bereits die Einführung des Wunschkennzeichens war politisch eine schwere Geburt, begleitet von heftigen Debatten. Denn damals erfolgte auch der Umstieg von schwarzen auf weiße Nummerntaferln. Größter Kritiker war Künstler Friedensreich Hundertwasser mit Rückendeckung der damals noch kampagnenstarken Kronen Zeitung. Verkehrsminister Rudolf Streicher wurde unter Druck gesetzt, Hundertwasser sprach von einem Verlust der österreichischen Identität. Streicher und die SPÖ blieben aber standhaft, die weißen Kennzeichen wurden eingeführt und damit auch die Möglichkeit für ein persönliches Taferl. Das kostete damals 3.000 Schilling.

Wer gerne auffällt, findet eine (erotische) Spielwiese. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt wie Beispiele aus der Steiermark und Niederösterreich zeigen: HF-UCK 69 oder BL-OWJO8. Auch Prominente setzen auf Wunschkennzeichen, so fährt etwa der Kärntner Ex-Skispringer Thomas Morgenstern mit SP-RUNG 1 durch die Gegend, der Wiener Serienmörder Jack Unterweger entschied sich einst für W-JACK 1.

Eine Neuanmeldung mit persönlicher Note kostet mittlerweile mehr als 400 Euro. Im Jahr 2023 wurden knapp 23.000 Wunschkennzeichen registriert, das brachte dem Verkehrssicherheitsfonds 5,6 Millionen Euro. Damit stopft der Finanzminister keine Löcher, die Gelder werden zweckgebunden für Projekte auf Bund und Länder im Verhältnis 40:60 aufgeteilt. „Wir finanzieren beispielhafte Projekte von ‚Augen auf die Straße‘, ein Programm für mehr Sicherheit im Straßenverkehr über E-Bike-Fahrsicherheitstrainings bis zu Gesprächsrunden in Fahrschulen, wo straffällig gewordene Unfalltäter mit Führerscheinanwärtern über Fehlverhalten und Reue sprechen. Die Einführung des Wunschkennzeichens hat einen großen Mehrwert gebracht für die Gesellschaft“, sagt Knauer-Lukas.

Etwas mehr als 780.000 Wunschkennzeichen wurden in den letzten 35 Jahren ausgegeben, derzeit sind rund 4,5 Prozent aller Autos mit einem eigens ausgesuchten Stück Blech unterwegs.

Sex, Sex, Sex

Dass der Österreicher einen Hang zur Sexualsprache hat, ist bekannt und so sind Kennzeichen wie IM-BETT 6, W-OZU 6, MI-LECK 5 oder VI-IAGRA 1 auch nicht allzu überraschend. W-MOSE 1 ließ sich ein Wiener registrieren und malte sich anschließend Striche auf das O. Dafür gab es eine Anzeige wegen Urkundenfälschung.

Was noch salonfähig oder bereits ordinär ist, entscheiden die Bezirkshauptmannschaften je nach Bundesland unterschiedlich. SAU 1 wurde nur in Feldkirchen angenommen, FURZ 1 ging in Klagenfurt nicht durch.

Weniger lustig sind Taferln mit NS-Bezug. Das Gesetz wurde zweimal (2015 und 2024) nachgeschärft. So sind Kombinationen wie W-EHRM8 oder W-NSDAP 1 ebenso verboten, wie Schriftzüge mit KZ oder SS. Sie rutschten bei der Registrierung aber immer wieder durch. So wurde in Villach ein Kennzeichen mit SS 1 gesichtet. Einer Steirerin, die 1988 geboren wurde und die Initialen K.Z. hatte, bekam sogar KZ 88 genehmigt. Ein Linzer mit dem Namen Ignaz wollte NAZI 21 wegen seinem Spitznamen. Abgelehnt.