Viel mehr Idylle ist – auf den ersten Blick – gar nicht möglich. Auf 26 Grad kletterte tagsüber das Thermometer, in der Abenddämmerung taucht die Mondsichel – wie schon am Vortag liegend – über den schroffen Konturen der Negev-Wüste auf. Die Bewohner der kleinen Siedlung mit vorwiegend einfachen Häusern brüsten sich damit, am tiefsten Ort der Erde, am Südende des Toten Meeres, ihre Zelte aufgeschlagen zu haben. Die Kinder spielen auf der Straße herum, Autos dienen vor allem als Staubfänger. Chaim erblickt uns, Theodor Herzl, den Gründer des Staates Israel, hat er als Pappkameraden am Geländer seiner Terrasse festgebunden. "Ich bin Herzls Enkel", scherzt der ältere Herr. "Das glaube ich nicht", kontere ich. "Wir kommen aus Österreich. Ich kenne Herzls Biografie ein wenig."
Israel, Marokko und das österreichische Migrationstabu
