Wer sind wir? Woher kommen wir? Wohin gehen wir? Im Reigen der Gedenkveranstaltungen spielt die Erinnerung an die Wiedergewinnung der vollständigen Souveränität Österreichs im Jahre 1955 eine entscheidende Rolle. Die Fragen nach der österreichischen Identität, nach der Rolle Österreichs in Europa und der Welt, nach dem Selbstbewusstsein einer kleinen, aber historisch belasteten Nation, sind untrennbar mit diesem Datum verbunden: Nicht zuletzt auf Druck der UdSSR wurde jenes Verfassungsgesetz beschlossen, das Österreichs Neutralität festschreibt – eine Bedingung für die Unterzeichnung des Staatsvertrags und zunehmend ein Stein des Anstoßes. Wie kann man angesichts der aktuellen Lage noch neutral sein wollen? Für einige Außen- und Europapolitiker scheint dieses Gesetz der Sündenfall der Zweiten Republik zu sein.