Leserbriefe zu „Das hätte verheerende Auswirkungen“, 6. 2.

Als jemand, der in den 1990er Jahren sein Studium absolviert hat, weiß ich, wie schwierig es in der damaligen Zeit war, universitäre Auslandsaufenthalte zu absolvieren. Das Erasmus-Programm steckte in den Kinderschuhen und dennoch war es mir möglich, mit entsprechender Hartnäckigkeit, zumindest Studien in der Schweiz und Deutschland zu absolvieren. Nun ist es um ein Vielfaches leichter geworden, irgendwo und insbesondere in der EU ein Auslandssemester zu absolvieren und sich die Studienerfolge in Österreich anerkennen zu lassen.

Auch darf ich davon berichten, dass die für meine Dissertation erforderliche Publikation in einem englischsprachigen Journal veröffentlicht wurde. Die Verpflichtung, wissenschaftliche Arbeiten ausschließlich in Deutsch abzufassen, kann wohl nur für Germanistik-Studenten zutreffend sein. Wir leben in einer globalisierten, vernetzten Welt, der wissenschaftliche Austausch findet mittlerweile größtenteils über elektronische Datenbanken statt und die Lingua franca ist nun einmal in erster Linie Englisch.

Und nun vernehme ich die Vorstöße der FPÖ in eine Richtung, die mir die Sprache verschlägt. Quo vadis, Austria? Ing. Mag. Dr. Ignaz Zitterer, Feldkirchen

Verlieren den Anschluss

Wer kann derartig fragwürdige Maßnahmen verantworten? Nur Deutsch für wissenschaftliche Arbeiten bedeutet den Verlust des Anschlusses an die internationale Wissenschaft. Die kritische Berichterstattung einzuschränken, missliebige Redakteure auszuschalten und den ORF zu schwächen, ist eine Methode autoritärer Staaten. Die Überwachung der Lehrer wird in antidemokratischen Staaten praktiziert. Die Blockade der EU bis hin zum Austritt bedeutet den Weg in eine gefährliche Kleinstaaterei. Die Verhinderung der klimapolitischen Maßnahmen ist ein Rückschritt mit unabsehbaren Folgen. Der Verzicht auf Sky Shield ist sicherheitspolitisch äußerst bedenklich und wesentlich teurer. Die Nato-Partnerschaft verlassen bedeutet den Verlust der Fähigkeit zur militärischen Zusammenarbeit mit anderen Staaten. Die politische Ausrichtung nach Ungarn, Slowakei und Russland führt unweigerlich zu Spaltungen innerhalb der EU. Keine ordentliche medizinische Versorgung für Asylwerber ist menschenverachtend. 15 Jahre Wartezeit auf die österreichische Staatsbürgerschaft ist diskriminierend. Und und und…

Wie lässt sich dieses Gedankengut mit den Prinzipien einer christlich-sozialen und angeblich staatstragenden Partei vereinbaren? Mag. Lydia Straka, Graz

Vorsicht, Sarkasmus!

Bei dieser FPÖ-Idee der absoluten Deutschsprachigkeit ist noch viel Luft nach oben! Zu fordern wäre, dass je nach Universitätsstadt in Österreich die Abschlussarbeit im jeweiligen regionalen Dialekt zu verfassen und zu präsentieren ist. Um dem Ganzen ein „nationales Gepränge“ zu geben, muss man auch bei der Übergabe entsprechender Abschlusszertifikate bei allen Beteiligten ohne Ausnahme auf Dirndl und Lederhose bestehen, da ansonsten keine nationale Identifizierung möglich ist. Heinz R. Gallist, Graz