Leserbrief zum Leitartikel „Revision der Wahrheiten“, und zum Interview „Die SPÖ hat den Weg ins 21. Jahrhundert nicht
gefunden“, 1. 10.

Bleibt der Retro-Sozialist Babler, trotz des schlechtesten Wahlergebnisses der SPÖ seit Menschengedenken, weiter im Amt, so werden die Genossen bei der nächsten Nationalratswahl höchstwahrscheinlich bei 15 Prozent landen. Die derzeitigen 21 Prozent der Sozialdemokraten setzen sich hauptsächlich aus Wählerinnen und Wählern zusammen, die ein Leben lang die gleiche Partei wählen. Aber diese Wählergruppe wird durch den natürlichen demografischen Wandel immer kleiner.

Liebe SPÖ, handeln Sie rasch, bevor es zu spät ist. Werden Sie eine moderne, zukunftsorientierte, linksliberale Bewegung. In der wichtigen Migrationsthematik schauen Sie nach Dänemark. Dort hat Ihre Parteikollegin Mette Frederiksen großen Erfolg mit ihrer Politik.
Werner Stitz, Voitsberg

Gutes Programm

Vor und nach der Wahl ist es auffällig, wie sehr die sogenannte bürgerliche Medienlandschaft gegen das Wahlprogramm der SPÖ (aus meiner Sicht das beste seit Bruno Kreisky) unsachlich anschreibt. Alleine die Idee der Erbschaftssteuer (grundvernünftig!) wird mit völlig unsachlichen Argumenten „niedergeschrieben“.

Dazu kommen noch eigenartige Charakterzuschreibungen, die jeder Grundlage entbehren. Babler thematisiert völlig zutreffend die Bedingungen, unter denen Menschen leiden. Gesellschaftlicher Wandel ist der Schlüssel für ein besseres Leben für alle. Mit rechtsextremen Parteien wird das Gegenteil eintreten.
Mag. Arnulf Maderner, Klagenfurt 

Kleiner Gewinn

Babler hat mit der SPÖ zwar nicht das Wahlziel erreicht, was durch die vielen innerparteilichen Unkenrufe gar nicht verwundern darf, aber trotzdem in beinahe allen Gemeinden ein leichtes Plus erreicht. Nach den Journalisten aber soll er zurücktreten.

Nehammer dagegen hat in beinahe allen Gemeinden ein zweistelliges Minus eingefahren, soll aber dennoch weiterhin das Ruder in der Hand haben. Ist ein kleiner Gewinn weniger wert als ein kräftiges Minus?
Rudolf Stadler, Breitenau

Gute Karten

Liebe SPÖ, bei den nun kommenden Regierungsverhandlungen mit der ÖVP habt ihr die besten Karten in der Hand. Die FPÖ wird Herbert Kickl sicher nicht austauschen, also keine Koalition ÖVP/FPÖ. So bleibt der ÖVP nur die SPÖ, ohne euch bringt die ÖVP keine Mehrheit zusammen.

Und jetzt mein Vorschlag an die SPÖ: Finanzminister, Innenminister, Außenminister oder Wirtschaft – ihr könnt jetzt fordern, es liegt ganz an euch. Ohne euch bringt die ÖVP nämlich keine Regierung zustande.
Adolf Kogler, Wernberg

Opposition

Trotz der höchsten Wahlniederlage der SPÖ seit 1945 will Babler nicht akzeptieren, in Opposition zu gehen, sondern unbedingt mitregieren! Eine Partei, die gewinnt, müsste mit der Regierungsbildung beauftragt werden, Herr Bundespräsident und andere Politiker aller Verlustparteien! Ich wünsche mir Politiker mit Charakter und keine machthungrigen Sesselkleber. Oder wollt ihr über Demokratie und die Wähler darüberfahren? Unglaublich, was für ein Demokratieverständnis.
Heidelinde Kirchner, Dobl 

„Schwarzer Tag“?

Die FPÖ hat die Wahl gewonnen, und wie es seit ewigen Zeiten in Österreich Usus ist, sollte die stimmenstärkste Partei auch den Auftrag zur Regierungsbildung bekommen. Ob sie eine regierungsfähige Mehrheit schafft, steht dann jedoch auf einem anderen Blatt. Was aber absolut bedenklich ist, sind die Aussagen der SPÖ-Riege, die von einem „schwarzen Tag für die Demokratie“ sprechen. Das ist eine Ohrfeige und Frechheit gegenüber den Wählern und Wählerinnen! Das zeigt ein sehr eingeschränktes Demokratieverständnis der Sozialdemokraten (!), wenn die Demokratie nur dann in Ordnung ist, wenn es ihnen passt. Es war in erster Linie nur ein schwarzer Tag für die SPÖ. Sie sollten lieber hinterfragen, ob man mit marxistisch angehauchten Spitzenkandidaten und Programmpunkten die richtigen internen Entscheidungen getroffen hat.
Peter Spatzek, Graz

Traurige Entwicklung

Traurig, wenn man bedenkt, dass die einst staatstragenden Parteien, welche die Republik nach dem Krieg wiederaufgebaut haben, mit 92 Mandaten nur noch eine Mehrheit von einer Stimme im Nationalrat haben. Zum Vergleich: Bruno Kreisky hat 1971 und 1975 alleine mit der SPÖ 93 und 1979 95 Mandate im Nationalrat auf sich vereinigen können.
Markus Karner, St. Stefan