Ein Palmers-Plakat schaffte es einmal sogar zu den Salzburger Festspielen: Mark Glassners Foto mit fünf Grazien in Palmers-Strümpfen sorgte in Martin Kušejs „Don Giovanni“-Inszenierung im Jahr 2002 mit Nikolaus Harnoncourt am Pult für Gesprächsstoff. „Die Strumpfhosen von Salzburg“, titelte die „FAZ“ damals.
Die Plakatwerbung von Palmers zählte jahrelang zu den erfolgreichsten Werbekampagnen in Europa. Palmers-Werbung war immer für Aufregung gut. Das ist auch im „Haus der Geschichte“ festgehalten: Im Jahr 1981 ist der „Wiener Wäschekrieg“ dokumentiert, als Dutzende Feministinnen gegen die als sexistisch wahrgenommene Werbekampagne protestierten, demonstrierten und Plakate mit der Aufschrift trugen: „Palmers-Werbung beleidigt Frauen – Kauft nicht hier ein.“
Grund der Aufregung: Die „Trau Dich“-Reihe, erdacht von der Werbeagentur GGK mit Fotos von Elfie Semotan, war als Triptychon aufgebaut. Auf einem Triptychon war eine Blondine im knappen Tanga und BH zu sehen, auf einem anderen in schwarzer Spitzenunterwäsche und auf dem dritten in einem Schlafrock. Die Texte dazu: Trau dich doch. Du bist schön. Komm bald heim.
„Ich hätte lieber andere Texte dazu gehabt“, erzählt uns Elfie Semotan lachend am Telefon. Dass sich Feministinnen echauffierten, kann die zweifache Mutter, die „schon Feministin war, ehe ich überhaupt wusste, was das ist“, nicht wirklich nachvollziehen. „Es war nicht üblich, dass Frauen in der Unterwäsche dastehen und selbstbewusst in die Kamera blicken. Ich glaube, diese Haltung hat mindestens genauso provoziert wie das Sujet selbst“, vermutet sie. Wäsche war plötzlich emotional.
Gewagte Plakate
Erschüttert habe sie die Aufregung nicht wirklich. Rund acht Jahre fotografierte Semotan für den Wäschekonzern. „Ich fand die Arbeit eigentlich sehr schön. Sexuell belastend war da überhaupt nichts, für niemanden“, sagt sie. Die Werbekampagne habe sich für jeden ausgezahlt. Auch auf die Unternehmensführung hätte sich die Provokation positiv ausgewirkt, man habe daraufhin mehr gewagt, und die Wäsche sei hochwertiger geworden.
Ein „Skandalplakat“ gab es bei Palmers aber schon im Jahr 1953: „2 Paar Perlons in der neuen Zwilling-Packung“, 59 Schilling kosteten die damals. Auf dem Plakat nach einer Zeichnung von Gerhard Brause waren wunderschöne, lange, bestrumpfte Beine zu sehen. H. C. Artmann schrieb darüber sogar ein Gedicht, nachzulesen im Buch „med ana schwoazzn dintn“.
In den 1990er-Jahren, als die Ära der Supermodels anbrach, schuf der amerikanische Starfotograf Herb Ritts ikonografische Bilder mit Cindy Crawford und Co. für Palmers. Im Vorjahr punktete der ins Trudeln geratene Konzern mit einer Plakatkampagne, die für Diversität stehen sollte. Mit dem Slogan „Sexy, not sorry“ sollte ein Statement zur Vielfalt der Schönheit abgegeben werden, hieß es seitens der Geschäftsführung. Zu sehen waren etwa Dragqueen Pandora Nox und UN-Sonderbotschafterin Waris Dirie. Wermutstropfen: Die Vielfalt propagierende Wäsche gab es oft nur bis Größe L.