„Warum auch nicht?“ antwortete ein Einwohner Sevnicas schon 2016 auf die Frage, ob er es gut findet, dass Donald Trump US-Präsident wird. „Es gibt eben keine First Lady ohne Präsidenten“, erklärte damals auch der nach wie vor amtierende Bürgermeister Srecko Ocvirk. „Der Slowene ist zuallererst Fatalist“, stellte schon der slowenische Autor Boris Pahor fest.
Nach der Britin Louisa Adams ist Melania Trump erst die zweite First Lady, die nicht in den USA aufgewachsen ist, und die erste, deren Muttersprache nicht Englisch ist. Kindheit und Jugend verbrachte Melanija Knavs (das V wird als U ausgesprochen), so ihr Mädchenname, in einem Gemeindebau in Sevnica (sprich: Se-unica).
Die 18.000-Seelen-Gemeinde liegt an der Save, die an sonnigen Tagen grünt wie ein Smaragd. Bis 1918 war Sevnica als Lichtenwald Teil der Untersteiermark in der Habsburgermonarchie. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebiet von Nazi-Deutschland annektiert, die Mehrheit der slowenischen Einwohner wurde vertrieben, um ethnische Deutsche aus dem Kreis Gottschee anzusiedeln.
Über der Stadt thront das Schloss aus dem 13. Jahrhundert, von hier hat man einen herrlichen Blick über das Land. Die Hauptrolle in Sevnica spielte bis jetzt das Holz: In der Schuh- und Leistenfabrik Kopitarna, in der Möbelfabrik Stilles und auch in der Fabrik Tanin, aus deren Schloten weißer Rauch wolkt, und in der Sägespäne als Lebensmittelzusatz hergestellt werden.
Nur 20 Kilometer weit von Sevnica entfernt steht die Anlage von Krsko. Das Atomkraftwerk, das seit 40 Jahren in Betrieb ist und dessen Meiler in den Himmel blaut, steht groß und mächtig zwischen den weitläufigen Apfelbaumplantagen.
Mutter hat steirische Wurzeln
Melanija wuchs in Sevnica mit ihrer älteren Schwester Ines auf, ihre Mutter Amalija, die, wie wir berichteten, steirische Wurzeln hat und in Judendorf-Straßengel nördlich von Graz zur Welt kam, arbeitete in Sevnica als Schneiderin in einer Fabrik. Diese Firma gibt es heute nicht mehr, weil sie wie viele Unternehmen in der Region den Übergang von der kommunistischen zur freien Marktwirtschaft nicht überlebt hat.
Melanias Vater Viktor war Autohändler mit Faible für Oldtimer. Und er war einer der Ersten, der im damaligen kommunistischen Jugoslawien einen Mercedes fuhr. Als die Knavs-Töchter noch klein waren, wohnten alle zusammen im Gemeindebau. Und bevor Melanias Schwester und die Eltern - die Mutter starb im Vorjahr - den Großteil des Jahres im Trump-Tower in New York verbrachten, hatten es die Knavs auf ein schmuckes weißes Einfamilienhaus in Sevnica gebracht, mit Thujen in Trögen. In Sevnica wird es nur noch das „White House“ genannt.
Von klein auf nahm Melanija an Schönheitswettbewerben teil, ihre Mutter, selbst eine bildschöne Frau, war dabei die treibende Kraft. Nach der Matura inskribierte Melania Architektur an der Uni in Laibach. Eine Kommilitonin, die damals auch modelte und mittlerweile in Graz lebt, aber anonym bleiben möchte, erinnert sich, dass Melania schon damals „sehr diszipliniert, sehr fokussiert und sehr ehrgeizig“ war. „Wir anderen haben nur so nebenbei gemodelt, weil wir uns damit das Studium finanziert haben, Melania wollte es aber von Anfang an als Model schaffen“, erinnert sie sich. Melania sei schon damals „einfach eine sehr toughe Frau“ gewesen.
1992 wurde Melania beim „Look of the Year“-Contest in Portoroz Zweite und erhielt daraufhin vom österreichischen Agenturchef Wolfgang Schwarz Aufträge in Wien und drehte unter anderem einen Werbespot für die Lauda Air.
Ära der Supermodels in New York
Bald übersiedelte sie nach New York, wo gerade die Ära der Supermodels begann und Naomi Campbell, Cindy Crawford und Linda Evangelista in einem Atemzug mit Filmstars genannt wurden. Melanija kam bei der renommierten „Elite“-Modelagentur unter Vertrag und änderte ihren Namen in Melania Knauss. Dann lernte sie Donald Trump kennen, 1998 während der New York Fashion Week. Bei ihrer ersten Begegnung im New Yorker Kit Kat Club, damals eine Edel-Disco, habe Melania eine „magnetische Anziehungskraft“ verspürt, trotz des hohen Altersunterschieds.
Ivanka, Barron, Kai und Co.: Das ist der Trump-Clan:
Sie war 28, er 52. Seine Einschätzung: „Ich liebe schöne Frauen und schöne Frauen lieben mich.“ Ihre Einschätzung: „Unsere Chemie war unbestreitbar“. So jedenfalls beschrieb sie es in ihren im Vorjahr erschienenen Memoiren „Melania“. Als sie sich kennenlernten, stand ihre Model-Karriere erst am Anfang, und er war gerade damit beschäftigt, seine Hotels und Casinos an die Börse zu bringen. 2005 heirateten die beiden - es ist Trumps dritte Ehe - auf Trumps Anwesen in Florida. Unter den 500 illustren Gästen: Henry Kissinger, die Clintons, Rudy Giuliani, Arnold Schwarzenegger, Muhammad Ali. Billy Joel sorgte für den richtigen Sound. Melanias und Donalds Sohn Barron kam im März 2006 auf die Welt.
Ein Lokal in Sevnica hat sich unterdessen eine eigene „Melanija“ kreiert: ein Dessert aus Schlag, Joghurt, Mascarpone und Erdbeeren. Anlässlich der Inauguration des 47. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika steht in Sevnica vieles im Zeichen der First Lady Melania Trump: So wird am Inaugurationstag „Auf den Spuren der First Lady“ durch die Stadt geführt, in der Konditorei Julija wird der Melanija-Kuchen serviert, und im Schloss können nachmittags kostenlos „Präsidenten-Burger“ und „First-Lady-Kuchen“ verkostet werden.
