Die "Pille danach" soll nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr eine Schwangerschaft verhindern. Man muss sie nur einmalig einnehmen. Nun haben Fachleute auch eine "Pille danach" auf ihre Wirksamkeit untersucht, die die Ansteckung mit sexuell übertragbaren Krankheiten unterbinden soll. Die Studie des Teams der University of California wurde vor Kurzem im "New England Journal of Medicine" veröffentlicht.

Bei dieser speziellen "Pille danach" handelt es sich um ein Antibiotikum. Dieses muss innerhalb von 72 Stunden nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr eingenommen werden, um Ansteckungen mit sexuell übertragbare Infektionen (STI) wie Syphilis, Tripper oder Chlamydien zu verhindern. In der Studie konnte gezeigt werden, dass bei zeitgerechter Einnahme zwei Drittel der STIs abgewendet werden konnten. "Die Daten zeigen, dass die Anwendung von DoxyPEP als einmalige Gabe nach einem Risikokontakt in dieser Patientengruppe effektiv zu sein scheint", sagt Georg Stary vom Institut für Dermatologie an der MedUni Wien. 

In die Studie waren rund 500 Personen eingeschlossen, unter anderem Männer, die Sex mit Männern haben (MSM), und Transfrauen, die eine Präexpositionsprophylaxe (PrEP) gegen das HI-Virus einnahmen (PrEP-Kohorte) oder mit einer HIV-Infektion lebten. "Man weiß, dass Patienten, die eine HIV-PrEP nehmen, um sich vor einer Ansteckung mit HIV zu schützen, häufig ungeschützten Geschlechtsverkehr haben und sich ein Teil davon mit vielen STIs ansteckt", erklärt Stary. Würden sich aufgrund der Behandlung mit DoxyPEP weniger Personen in dieser Kohorte mit den genannten drei Krankheiten anstecken, seien insgesamt weniger STIs im Umlauf. "Dementsprechend werden unter Umständen auch diejenigen geschützt, die das Medikament nicht prophylaktisch nehmen."

Gefahr von Resistenzen

Die Pille wurde durchschnittlich viermal pro Monat von den Versuchsteilnehmern verwendet, wobei 25 Prozent sogar zehn Dosen oder mehr von der Pille einnahmen. Laut dem Forschungsteam wurden keine Bedenken hinsichtlich des Nebenwirkungsprofils, der Sicherheit oder der Akzeptanz festgestellt. Aber, es gibt Bedenken hinsichtlich Resistenzen, da es sich ja um ein Antibiotikum handelt – vor allem in Bezug auf Gonokokken. Das sind jene Bakterien, die Tripper (Gonorrhoe) auslösen. "Bedeutsam ist, dass die Resistenzraten für Gonokokken in den USA bezüglich Doxycyclin mit etwa 25 Prozent deutlich geringer sind als in Europa mit etwa 60 bis 70 Prozent. Also können wir in der EU nur noch mit einer Verringerung der Infektionen bei Chlamydien und Syphilis rechnen", sagt Norbert Brockmeyer, der Vorsitzende der Deutschen STI-Gesellschaft ist.

Aus diesem Grund tritt Stary nicht für eine breite Anwendung von Doxycyclin ein: "Eine Empfehlung wäre – wenn überhaupt – nur für eine selektive Gruppe sinnvoll und auch da ist das mit den Resistenzen ein Problem, welches sehr ernst genommen werden muss."