Mit günstigen Monatsraten wirbt Sunshine Smile für ihre Zahnkorrekturen. Da das Unternehmen allerdings nicht darauf hinwies, dass die Raten über Jahre zu bezahlen sind, anstatt nur für die Dauer der Behandlung von neun Monaten, muss Sunshine Smile nun 12.000 Euro Strafe zahlen. Das beschloss das Bezirksgericht Donaustadt, das Urteil ist nicht rechtskräftig. Bereits mehrmals hatte der VKI die Werbung beanstandet, das Unternehmen wiederholte die Vorgangsweise aber.

Werbung für Zahnkorrekturen im Netz kann man inzwischen schwer entkommen. Vor allem in sozialen Medien werden Werbeanzeigen unterschiedlicher Anbieter regelmäßig auf die persönliche Timeline gespült – transparente Zahnschienen, die für einen günstigen Preis in kurzer Zeit gerade Zähne zaubern sollen. Bestellt werden die Schienen über Internetplattformen – ein Service, dem die Zahnmedizinerinnen Anja Kompacher und Elsa Payer von der MedUni Graz kritisch gegenüberstehen.

Dauer der Behandlung individuell

"Vorab erfolgt in der Regel keine fachkundige, kieferorthopädische Diagnose, die aber entscheidend für die Wahl der Behandlung ist", so die Ärztinnen. "Zudem ist eine Regulierung mit sogenannten Alignern, je nach Fehlstellung an Kiefer und Zähnen, auch nicht bei allen Menschen möglich." Neben den Alignern und klassischen Brackets an der Außenseite der Zähne gibt es unter anderem bereits auch solche, die innen an den Zähnen angebracht werden und dadurch nicht sichtbar sind.

Grundsätzlich werden die transparenten Schienen aus Kunststoff hergestellt und in an die Patientinnen und Patienten angepassten Intervallen gewechselt. "Die Dauer der Behandlung lässt sich deshalb ebenfalls nicht pauschal vorhersagen", so Kompacher. Gewechselt werden die Schienen im Normalfall alle zehn Tage bis zwei Wochen, die Anzahl der Aligner ist abhängig von der Fehlstellung.

Elsa Payer im persönlichen Behandlungsgespräch mit einem Patienten
Elsa Payer im persönlichen Behandlungsgespräch mit einem Patienten © Med-Uni Graz

Grobe Schäden durch schlechte Passform

Passgenauigkeit ist bei Zahnschienen essenziell. Mit 3D-Scans oder Gebissabdrücken wird in der Zahnmedizin die Bisssituation übermittelt und eine Behandlung geplant. "Bei Schienen aus dem Internet werden häufig nur Korrekturen im ästhetischen Frontzahnbereich vorgenommen, ohne Berücksichtigung von Kieferfehlstellungen und das Einhalten der biologischen Grenzen unseres Gebisses." Zudem sei die Qualität der Gebissabdrücke, die vom Patienten selbst gemacht werden, oft nicht ausreichend, um Passgenauigkeit zu gewährleisten – ein Faktor, der das Behandlungsergebnis negativ beeinflussen kann.

Zahnmedizinerin Anja Kompacher
Zahnmedizinerin Anja Kompacher © Med-Uni Graz

Über Risiken werden Personen, die auf Anbieter aus dem Internet zurückgreifen, häufig nicht aufgeklärt. "Auch eine kontinuierliche Kontrolle des Behandlungsverlaufes findet oft nicht statt", sagt Kompacher. "Manche Anbieter führen teils Verlaufskontrollen per Foto durch, doch das kann eine persönliche Behandlung durch Mediziner nicht ersetzen." Aus diesem Grund werden Komplikationen im Behandlungsverlauf erst spät oder gar nicht erkannt, durch fehlende Ansprechpartner können keine entgegenwirkenden Maßnahmen getroffen werden. "Mir ist ein Fall bekannt, bei dem sich eine Patientin Schienen aus dem Internet bestellt hat und sich Zähne in die falsche Richtung bewegt haben", so Kompacher.

Die Medizinerinnen empfehlen, sich für Zahnregulierungen immer persönlich an Kieferorthopädinnen und -orthopäden zu wenden, um böse Überraschungen zu vermeiden. "Die Kosten sind natürlich höher als der Preis für Schienen aus dem Internet, doch es handelt sich um einen medizinischen Eingriff in den Körper, der stetige Begleitung und Kontrolle braucht, um ein Ergebnis zu erzielen." Die Zahnkorrektur durch Schienen stellt laut der Medizinerinnen prinzipiell eine sehr gute Behandlungsoption dar – wenn die Indikation stimmt – sollte aber von Experten geplant und durchgeführt werden.