Die körperliche Gesundheit der Österreicherinnen und Österreicher hat sich laut Selbsteinschätzung in den vergangenen zwölf Monaten bei 30 Prozent verschlechtert. Somit wurde der jeweilige Zustand bei mehr als doppelt so vielen Personen schlechter als bei jenem Anteil von 13 Prozent, die eine Verbesserung angaben. Das zeigt eine jährliche Umfrage der Wiener Städtischen Versicherungen, die am Mittwoch im Rahmen einer Pressekonferenz in Wien präsentiert wurde.

Die Erhebung wurde im Auftrag der Wiener Städtischen Versicherung mit Online-Interviews vom Gallup Institut durchgeführt. Befragt wurden 1.000 Menschen zwischen 16 und 70 Jahren im Zeitraum von 25. bis 31. Juli 2022. Insgesamt lässt sich festhalten, dass sich die Mehrheit der Österreicher trotz Verschlechterung des Gesundheitszustandes bei 30 Prozent der Befragten grundsätzlich fit fühlte und eine Verschlechterung des psychischen Befindens vor allem Kinder betraf.

43 Prozent der Befragten mit Kindern bis 18 Jahre im Haushalt sehen bei diesen eine (sehr) deutliche Belastung, insbesondere bei Kindern im Teenageralter. Ein Fünftel der Eltern berichtet zudem von einer Verschlechterung des psychischen Befindens bei ihren Kindern in den letzten zwölf Monaten. Wendler: „Gerade in der Altersgruppe 15 bis 18 Jahre gehen Körper und Psyche auf eine abwechslungsreiche Reise. Hinzu kommen andere Belastungen, etwa durch die Pandemie im vergangenen Jahr, die Jugendliche deutlich spüren“, heißt es vonseiten der Verantwortlichen.

Long Covid und Coronaimpfung

Mehr als die Hälfte (53 Prozent) erkrankten bereits am Coronavirus. Sieben Prozent davon mehrfach. Der Anteil war bei Frauen (58 Prozent), Personen bis 35 Jahre (65 Prozent) und in der ländlichen Bevölkerung (58 Prozent) am höchsten, wobei letzteres laut der Studienleiterin des Gallup Instituts, Gabriele Reithner, auf strengere Maßnahmen, zum Beispiel in Wien, zurückzuführen war. Vier von zehn Genesenen gaben an, an Long Covid zu leiden und acht von zehn Impfwilligen sprachen sich für eine jährliche Covid-Impfung aus.

Rund ein Sechstel (16 Prozent) wollte sich zum Zeitpunkt der Befragung auch weiterhin nicht gegen das Coronavirus impfen lassen, die Mehrheit (58 Prozent) aber war laut Befragung bereit, sich ein weiteres Mal impfen zu lassen. Dabei sei allerdings zu vermerken, dass zum Zeitpunkt der Umfrage 56 Prozent der Österreicher nach damals gültigen Vorgaben vollständig geimpft waren. In der Umfrage antworteten 69 Prozent, sie seien bereits vollständig geimpft. "Ein Teil der Befragten antwortet hier nicht mehr wahrheitsgemäß", so Reithner. Das ließe sich auf den sozialen Druck zurückführen.

Alternativ- und Komplementärmedizin 

Zudem stieg im vergangenen Jahr das Interesse an Alternativ- und Komplementärmedizin zunehmend: Generell spielt beim Gesundheitsverhalten der ganzheitliche Zugang für einen Großteil eine wichtige Rolle, die Alternativmedizin ist in Österreich gut etabliert: Knapp 70 Prozent nehmen sie als Teil der gesundheitlichen Versorgung wahr. Homöopathie, gefolgt von Bachblüten und Akupunktur werden am meisten genutzt. Dabei lässt sich ein deutlicher geschlechtsspezifischer Unterschied erkennen: Während 46 Prozent der Männer über keinerlei Erfahrungswerte mit alternativmedizinischen Behandlungen verfügen, sind es bei Frauen lediglich 28 Prozent. Generell geht der Trend aber nach oben: Mehr als ein Viertel (27 Prozent) bekunden nun ein höheres Interesse als vor zwölf Monaten – vor allem bei Frauen und Personen bis Mitte 30 ist dieser Zuwachs festzustellen.

Gesundheitsverhalten 

Weiters war zu vermerken, dass sich Jüngere selbst einen besseren Gesundheitszustand zuschrieben als Ältere. Außerdem korrelierte der jeweilige körperliche sowie mentale Zustand mit der Haushaltsgröße - so fühlten sich Menschen, die alleine wohnten, weniger gut als jene, die in Mehrpersonenhaushalten lebten.In Bezug auf das Gesundheitsbewusstsein zeigte sich tendenziell vor allem bei Frauen eine positive Entwicklung. So gaben 38 Prozent der Frauen und 33 Prozent der Männer an, dass sie jetzt mehr auf ihre Gesundheit achten würden. Bei 61 Prozent der Befragten insgesamt habe sich bezüglich ihres Verhaltens nichts verändert.

Mit dem öffentlichen Gesundheitssystem waren 56 Prozent eher bis sehr und sechs Prozent überhaupt nicht zufrieden. So waren die fünf meistgenannten Gründe für den Abschluss einer privaten Gesundheitsvorsorge lange Wartezeiten auf Termine bei Kassenärzten (63 Prozent), wenig Zeit, die Kassenärzte für Patienten zur Verfügung haben (51 Prozent), steigende Selbstbehalte für Leistungen (47 Prozent), Leistungseinschränkungen in der gesetzlichen Krankenversicherung (40 Prozent) und schwere Bewilligung von Leistungen (z. B. MRT) in der gesetzlichen Krankenversicherung (29 Prozent).